© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/20 / 27. März 2020

Lesereinspruch

Anderes Wahlverhalten

Zu: „Weiterhin auf Reformkurs steuern“ von Gernot Facius (JF 12/20)

Die deutschen Bischöfe haben, wie hier beschrieben, nach mehreren Wahlgängen mit einfacher Mehrheit Georg Bätzing zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Jedoch waren nicht nur die amtierenden Diözesanbischöfe wahlberechtigt, sondern auch die Weihbischöfe, die quantitativ eine große Mehrheit bilden. Deren Abstimmungsverhalten läßt sich schwer einschätzen, dennoch ist davon auszugehen, daß sich das Gros dem Reformflügel zurechnet. Daher stimmt die Annahme nicht, die Stimmen seien aus den Reihen derer gekommen, die Bätzings Ansichten nicht teilen. Hätte man die Vertreter der Bewahrer des katholischen Glaubens um Kardinal Woelki einbeziehen wollen, wäre die Wahl wohl auf einen Bischof gefallen, der nicht durch fragwürdige Aussagen in der Vergangenheit aufgefallen ist, wie es bei Bätzing der Fall ist. Gleichwohl: Die Fragen zur Lockerung des Zölibats oder zur Zulassung von Frauen zum Weiheamt sind spätestens mit dem päpstlichen Schreiben zur Amazonas-Synode bestätigt worden. Mit dieser Wahl wird nicht versöhnt, sondern die reformkritische Minderheit ausgegrenzt.

Moritz Lüers, Halle/Saale