© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/20 / 27. März 2020

Wunsch der Woche
Was du nicht willst, ...
Christian Vollradt

Der Aufruf klingt nach echter Verzweiflung: „Ich schaff‘s nicht ohne Eure Hilfe“, schrieb Jutta Ditfurth auf Twitter und Facebook und schilderte ihre Lage. „Erst wochenlang grippekrank, jetz 3. Tag Covid19. Durch Corona habe ich alle 15 Jobs bis Juni verloren (Vorträge, Lesungen).“ Und so bat die einstige Vorsitzende der Grünen, man möge ihr doch spenden. Neben zahlreichen solidarischen Ermunterungen erntete die vorrangig als Autorin tätige Ditfurth als Reaktion auch viel Häme bis hin zu allerlei Unflätigem. Genährt vor allem durch den Umstand, daß sie als Stadtverordnete von Frankfurt am Main im Februar noch versprochen hatte, sie werde sich grippekrank „in den Römer schleppen und niesend durch die Reihen der AfD gehen“. Wie abstoßend, ekelhaft! Ein mehr oder weniger klammheimliches „Ätsch!“ mag da vielleicht naheliegend sein. Unangebracht ist es dennoch. Man muß wahrlich nicht gleich Ditfurths Spendenaufruf nachkommen. Aber nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten und sich am Unglück eines anderen, was immer der vorher von sich gab, nicht zu ergötzen, ist die christlich-abendländisch oder auch bürgerlich angemessene Reaktion. Und so sei an dieser unmaßgeblichen Stelle dem 68jährigen Polit-Irrlicht wie auch allen anderen Corona-Patienten, heißen sie nun Friedrich Merz oder Max Mustermann, eines völlig ironiefrei gewünscht: Gute Besserung!