© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/20 / 27. März 2020

Blick in die Medien
Doppelt hält besser
Tobias Dahlbrügge

In der sogenannten „werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49jährigen“ spielt das öffentlich-rechtliche Anstaltsfernsehen kaum eine Rolle. Das junge Volk schaut lieber das „Fernsehen zum Selbermachen“ bei Youtube. Um auch so hip zu sein wie die ganzen Rezos betreiben der Bayrische Rundfunk und der Südwestrundfunk eigene YouTube-Kanäle.

„Das Ding“ nennt sich der Kanal des SWR, der neben den „wichtigsten Rap-Neuerscheinungen“, „Song-Tindern“ auch „Star-News“ präsentiert. Das Ganze kommt schwer bemüht jugendlich, aber unfreiwillig betulich daher. Das einzig Ansprechende ist die Aktion „Unser Putztrupp wischt Deine Bude“. Die könnte man glatt mal einladen.

Wozu brauchen der SWR und der BR eigene teure Jugendformate, wenn es „funk“ gibt?

Bei den bayerischen Kollegen hat das Format „Puls“ – wie „Das Ding“ eigentlich mal als Jugendradioprogramm gestartet – gleich zwei Youtube-Kanäle. Hier wird der Rapper Moses P. zu seinem Veganertum interviewt oder über sexuelle Belästigung und gekaufte Klicks berichtet. Die jungen Reporter Nadine, Ariane und Sebastian dozieren nebenbei über Nachhaltigkeit, Plastikmüll, Pflanzenmilch oder „Mehr Achtsamkeit im Bett“. 

Trotz aller angestrengten Lockerheit und Zeitgeist-Themen schütteln sie den öffentlich-rechtlichen Habitus nicht ab. Die Videos erreichen trotzdem mehrere hunderttausend Aufrufe. Auch auf Tiktok, Instagram und Facebook sind die Programme aktiv.

Fraglich ist nur, warum die Landesanstalten teure eigene Formate in den sozialen Medien installieren, wo es mit „funk“ doch bereits ein millionenschweres Onlineangebot für Jugendliche von ARD und ZDF mit unzähligen YT- und Insta-Formaten gibt. 

Kein Wunder, daß die öffentlich-rechtlichen Sender herumschreien, daß sie mit den gut acht Milliarden jährlich abgepresster Euro angeblich vorne und hinten nicht mehr auskommen – und sie kommen damit auch noch durch.