© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/20 / 27. März 2020

Kabinenklatsch
Muß es wirklich noch der siebte Ferrari sein?
Ronald Berthold

Zu Hause allein eine Wasserpfeife rauchen? Das ist für manche Mitbürger etwas langweilig. „Mir ist die Decke auf den Kopf gefallen“, klagte Schalkes Profi Amine Harit. Also machte sich der Marokkaner in der Dunkelheit mit einem Kumpel auf den Weg nach Essen. Trotz aller Corona-Verbote hatte dort eine Shisha-Bar geöffnet.

Als um 1.30 Uhr immer noch Lärm aus dem Etablissement drang, hatten Anwohner genug. Sie riefen die Polizei. Die bat die Inhaber, sich doch an die behördliche Anordnung zu halten und nahm die Personalien der Gäste auf. Obwohl er sich eine Geldstrafe locker hätte leisten können, kam der 22jährige Fußballer mit einer mündlichen Verwarnung davon. Auch sein Arbeitgeber zeigte Verständnis mit seinem Millionär: „Amine tut das sehr leid, und es wird nicht wieder vorkommen.“

Selbst das Szenario einer Bundesliga mit nur neun Mannschaften wurde an die Wand gemalt.

Während viele Kicker sich öffentlich hartnäckig weigern, bei ihren meist sieben- oder achtstelligen Gehältern Einbußen hinzunehmen, malen Bundesligamanager ein Pleiteszenario an die Wand. Einer der nicht genannt werden will, sprach gegenüber dem Spiegel von einer drohenden „Kernschmelze“. Auch DFL-Chef Christian Seifert ließ anklingen, ohne Spielbetrieb könnte die Hälfte der Profiklubs verschwinden. Und der kleine Bruder vom großen Kalle, Sportmarketing-Agent Michael Rummenigge, sprach schon von einer Bundesliga mit neun Mannschaften.

Während die Eisdiele, die Kneipe, das Restaurant um die Ecke und auch Harits widerspenstige Shisha-Bar vielleicht nie wieder öffnen, plagen den Fußball ganz andere Sorgen. Auf Teufel komm raus muß die Saison beendet werden. Denn wie sollen die Klubs sonst weiter die Abermillionen zahlen, damit die Spieler ihren Freundinnen monatlich einen neuen Busen spendieren können? Aber das ist schon wieder unsachlich, ich weiß. Hat doch der Chef der Spieler-Gewerkschaft VDV gerade die Öffentlichkeit zur „Sachlichkeit“ im Umgang mit den Gehältern aufgefordert. Asche auf mein Haupt! Dann frage ich die Profis ganz höflich und „sachlich“: Muß es wirklich noch ein siebter Ferrari sein?