© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/20 / 03. April 2020

Zitate

„Die vertretene Ansicht, das Land ließe sich mit Hilfe einer Generalklausel (§ 32 iVm § 28 IfSG) dichtmachen, erscheint einigermaßen kurios. Sie macht aus einem besonderen Polizeirecht ein allgemeines Notstandsrecht. (...) Daß der massivste kollektive Grundrechtseingriff in der Geschichte der Bundesrepublik ohne angemessene gesetzliche Grundlage erfolgen kann, weil er in der Sache richtig ist, diese Einsicht könnte das Legalitätsverständnis in einer Weise erschüttern wie kaum ein Ereignis seit dem Preußischen Verfassungskonflikt, als sich die monarchische Exekutive das Budgetrecht nahm und damit das Rechtsverständnis noch der Weimarer Republik nachhaltig prägte.“

Christoph Möllers, Juraprofessor an der Humboldt-Uni Berlin auf dem „Verfassungsblog“ am 26. März





„Wer dreist genug ist, seine Ahnungslosigkeit als Tiefsinn darzustellen, beurteilt Sachverhalte als ‘sehr komplex’.“

Bazon Brock, emeritierter Professor für Ästhetik an der Universität Wuppertal, auf „Welt“ online am 28. März





„Wer nach dem Krieg von Schulspeisung gelebt hat, den können auch ein paar Wochen Shutdown im Wohlstandsland nicht schocken. (…) Die Generation der alten weißen Männer wird gern verspottet, aber sie hat die Erfahrung aus existentiellen Krisen und der sich daraus ergebenden unternehmerischen Chancen anderen voraus.“

Markus Fasse, Korrespondent, im „Handelsblatt“ am 28. März





„Literatur hat ihren Charme, weil man beim Lesen in der Regel allein ist. Mit einer Handvoll Worten erzeugen wir ein Zauberreich in unserem Kopf – jeder Einzelne für sich. Wenn man sich diese Abläufe klarmacht, müßte man im Grunde sagen, daß Literatur die Fähigkeit und Bereitschaft zur Einsamkeit voraussetzt. (…) Der augenblickliche Ausnahmezustand könnte sich tatsächlich als gute Stunde für die Literatur erweisen.“

Rüdiger Safranski, Philosoph, auf der Onlineseite des Kulturmagazins „Anbruch“ am 28. März





„Wie viele Prominente, Intellektuelle und Kirchenführer stellen sich hin und sagen: ‘Liebe Leute, haltet euch an Maßnahmen, die die Bundeskanzlerin verkündet hat.’ Wir brauchen aber auch in einer solchen Situation eine lebendige und kritische Zivilgesellschaft. Wir brauchen streitbare Intellektuelle, die der Politik widersprechen, andere Szenarien entwickeln. Wo ist eigentlich die Linke, die müßte diese Diskurse doch jetzt führen?“

Paul Nolte, Historiker, in der „Frankfurter Rundschau“ am 29. März





„Das sogenannte ‘Corona-Recht’ wird vor allem damit begründet, daß das Gesundheitssystem überlastet werden könnte, daß nicht genügend Versorgungskapazitäten für potentielle Corona-Erkrankte zur Verfügung stünden. Die Macher argumentieren also mit einem Notstand, den sie selber zu verantworten haben, den sie in den letzten Jahrzehnten geradezu herbeiorganisiert haben. Ist, wer das Gesundheitswesen demontiert hat, legitimiert, jetzt in Sachen Gesundheit zu entscheiden?“

Thomas Moser, Journalist, beim Onlinemagazin „Telepolis“ am 30. März