© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/20 / 03. April 2020

Alles wie immer?
Polizeiliche Kriminalstatistik: Zahl der Straftaten sinkt / Ausländer immer noch deutlich überrepräsentiert
Björn Harms

Jahr für Jahr leitet Bundesinnenminister Horst Seehofer die Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) mit denselben Worten ein: „Deutschland ist ein Stück sicherer geworden“, hieß es auch in der vergangenen Woche, als die Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) für das Jahr 2019 präsentiert wurden.

Und tatsächlich weist die Statistik einen Rückgang der registrierten Straftaten von 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Eine vergleichbar geringe Anzahl erfaßter Fälle – insgesamt sind es knapp 5,4 Millionen Delikte – hat es letztmalig im Berichtsjahr 1992 gegeben.

Zuwanderer sind fünfmal so häufig tatverdächtig

Laut BKA gingen insbesondere die verübten Wohnungseinbrüche (minus 10,6 Prozent), Autodiebstähle (minus 10,2 Prozent), Taschendiebstähle (minus 9,7 Prozent) und wirtschaftskriminellen Delikte (minus 19,9 Prozent) deutlich zurück. Delikte wie Körperverletzung oder Raub stagnieren auf ähnlichem Niveau wie 2018. 

Demgegenüber hat vor allem der Computerbetrug zugenommen. Waren es im vergangenen Jahr 89.901 Fälle, sind es 2019 bereits 100.814 (plus 12,1 Prozent). Auch die Zahl der Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffe ist leicht gestiegen – von 9.234 auf 9.482. Das ist der zweithöchste Wert, der je in die BKA-Statistik einging, nachdem 2017 mit 11.232 Straftaten gemäß Paragraph 177/178 der traurige Höhepunkt erreicht worden war.

Noch immer, wie auch in den vergangenen Jahren zuvor, weist die Statistik, laut der bei 77,7 Prozent aller Straftaten die Opfer deutsche Staatsbürger waren, eine hohe Überrepräsentation von Tatverdächtigen nichtdeutscher Herkunft aus. Im vergangenen Jahr hatten rund 69,6 Prozent der Tatverdächtigen einen deutschen Paß. Knapp 30,4 Prozent der Tatverdächtigen waren nicht-deutscher Herkunft. In diese Gruppe zählen auch die in der Statistik als „Zuwanderer“ erfaßten Personen, also Asylbewerber, Flüchtlinge, Geduldete und illegale Migranten, die zusammen acht Prozent der Tatverdächtigen stellten. 

Wie hoch die Überrepräsentation ist, zeigt sich, wenn man die Pro-zentzahlen der jeweiligen Gruppen zu ihrem Anteil an der Bevölkerung ins Verhältnis setzt. In Deutschland leben laut Statistischem Bundesamt 83,15 Millionen Personen, darunter 72,81 Millionen Deutsche und 10,34 Millionen Ausländer. Zur letzteren Gruppe zählen auch die laut Ausländerzentralregister knapp 1,8 Millionen Zuwanderer.

Mit diesen Zahlen ergibt sich folgendes Ergebnis: Ausländer sind knapp dreimal so häufig wie Deutsche tatverdächtig, allein die Gruppe der Zuwanderer fast fünfmal so oft. Damit bewegen sich die Zahlen auf dem Niveau vergangener Jahre. 2018 besaßen 30,5 Prozent der Tatverdächtigen keinen deutschen Paß, Zuwanderer waren mit 8,6 Prozent vertreten.

Ein sichtbares Problem werde „seit Jahren keiner wirklichen Behandlung zugeführt“, beklagt sich darüber der innenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Gottfried Curio. Die „jahrelange, ideologisch vorgeprägte Vogel-Strauß-Politik der Bundesregierung“ sei „ein Skandal, der durch ‘Gewöhnung’ nicht kleiner wird – im Gegenteil“. Besonders hoch ist der Anteil der nichtdeutschen Täter bei schweren Straftaten wie Vergewaltigungen (36,6 Prozent), Raubüberfällen (39,3 Prozent), schwerer Körperverletzung (37,3 Prozent) sowie Mord und Totschlag (39,7 Prozent).

„Messerangriffe“ als neue Kategorie eingeführt

Dem Narrativ, Deutschland werde immer sicherer, widerspricht auch die Entscheidung der Innenminister, künftig in die PKS die neue Kategorie „Messerangriffe“ einzuführen. „Vor dem Hintergrund zu beobachtender Anstiege von Straftaten unter Verwendung des Tatmittels ‚Messer‘“, wie es in einer Pressemitteilung heißt, sollen Messerangriffe beginnend mit der PKS 2020 „bundeseinheitlich erfaßt“ werden.

Dabei bleibt fraglich, wie aussagekräftig die PKS überhaupt ist, schließlich wird mit ihr nur das sogenannte Hellfeld der Kriminalität erfaßt, also bekanntgewordene Straftaten, die angezeigt wurden. Der Anstieg bestimmter Straftaten, beispielsweise auch im Bereich der Kinderpornographie um fast 65 Prozent, zeige, „daß die Kriminalstatistik alleine nicht aussagekräftig genug ist“, meint der innenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Konstantin Kuhle. „Ob dieser starke Anstieg auf eine größere Zahl von Anzeigen zurückgeht oder tatsächlich mehr Straftaten verübt wurden, kann der Statistik nicht entnommen werden.“