© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/20 / 03. April 2020

Rettet Gold mein Vermögen in die Zeit nach der Corona-Krise?
Glanz und Elend
Philipp Bagus

Die politische Reaktion auf den Coronavirus trifft die Wirtschaft ins Mark. Auf der Angebotsseite werden Lieferketten unterbrochen und die Produktion eingestellt. Gleichzeitig bricht die Nachfrage vor allem nach Dienstleistungen ein. Covid-19 ist nur der Auslöser der riesigen Wirtschaftskrise. Er trifft auf eine verletzliche Wirtschaft, die „just in time“ produziert, kaum Liquiditätsreserven besitzt und hoch verschuldet ist.

In einem Fiatgeldsystem mit künstlich niedrigen Zinsen und langfristig steigenden Preisen besteht ein Anreiz, sich hoch zu verschulden. Unternehmen, die sich diesem Druck widersetzen, können gegenüber höher verschuldeten Firmen bei der Eigenkapitalrendite nicht mithalten. Bürger erwerben Vermögenswerte auf Kredit, dessen Rückzahlung durch die Geldentwertung im Zeitverlauf erleichtert wird. Es entstehen geldpolitisch entfachte Blasen bei Immobilien, Aktien und Anleihen. Zudem hat die Niedrigzinspolitik Zombieunternehmen das Leben erhalten und Fehlinvestitionen finanziert, etwa in der Bauwirtschaft.

Wenn in einer derart fragilen Wirtschaft Schuldner wegbrechen, kommt es zu einem Dominoeffekt. Firmen gehen pleite, weil sie wegen Corona monatelang kaum Einnahmen haben und gleichzeitig Löhne, Mieten und Kredite zahlen müssen. Das bedeutet Kredit- und Zahlungsausfälle für andere Unternehmen, die ebenfalls fallen. Die Arbeitslosigkeit steigt, was zu privaten Kreditausfällen führt. Banken erleiden Verluste und müssen ihre Kredite einschränken. Die Geldmenge schrumpft tendenziell. Wenn in der Folge Preise fallen, wird es noch schwieriger, Kredite zu bedienen. Gleichzeitig fallen die Vermögenswerte, welche viele Kredite besichern. Alles wird verkauft. Die Abwärtsspirale aus Pleiten und Kreditrestriktionen beschleunigt sich, Banken gehen in die Knie.

In dem Szenario der Pleitenspirale bieten nur Vermögenswerte Schutz, die kein Ausfallrisiko haben: Physisches Gold und mit Abstrichen Silber sind Krisenmetalle. Sie können selbst nicht pleite gehen. Es gibt aber noch ein weiteres Szenario, denn die Staaten und Zentralbanken stemmen sich weltweit gegen die Abwärtsspirale, geben Kreditlinien und subventionieren Unternehmen. Auch die Löcher in den Bankbilanzen werden sie zu stopfen versuchen, womöglich Banken verstaatlichen. Die Sozialausgaben werden steigen, Steuereinnahmen wegbrechen, die Rettungsmaßnahmen Unsummen verschlingen. Die Zentralbanken werden das mit neuem Geld finanzieren. Die Staatsverschuldung wird emporschnellen. Das Vertrauen in den Euro und das Papiergeldsystem an sich ist dann zerstört. Wer dann physisches Gold besitzt, kann seinen persönlichen Schaden begrenzen; die allgemeine Verarmung der Gesellschaft ist damit freilich nicht aufzuhalten.






Prof. Dr. Philipp Bagus lehrt VWL an der Universität Rey Juan Carlos in Madrid.