© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/20 / 03. April 2020

Meldungen

Systemrelevante Berufe oft schlecht angesehen

BerliN. Viele systemrelevante Berufsgruppen haben ein geringes Prestige und niedriges Lohnniveau, obwohl sie nicht nur in der Corona-Krise unverzichtbar sind. Dazu zählten Handels- und Reinigungberufe, Postzusteller oder Fahrer, aber auch Arzt- und Praxishilfen. Das ergab eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW aktuell 28/20). Während der Durchschnittsbruttolohn aller Berufe in Deutschland bei 19 Euro liege, liege der Schnitt in systemrelevanten Berufe unter 18 Euro – und dabei seien Mediziner, Zahnärzte oder Apotheker mit einbezogen. „Klatschen auf Balkonen und warme Worte von politischen Akteuren“ seien weder ausreichend noch nachhaltig: „Die aktuelle Situation zeigt deutlich, daß eine Debatte über die Rolle der Daseinsfürsorge in Deutschland überfällig ist.“ (fis)

 www.diw.de





Was darf die Erhaltung von Leben kosten?

KÖLN. Der Wirtschaftsethiker Dominik Enste fordert wegen des teuren Corona-Shutdowns eine „offene Diskussion“ über das Problem der Abwägung zwischen Kosten und Nutzen beim Erhalt von Menschenleben. „In Deutschland stehen wir stark in der Tradition von Immanuel Kant und des ersten Verfassungsartikels: ‘Die Würde des Menschen ist unantastbar.’ Daraus folgert man, daß wir nie Menschenleben gegeneinander abwägen dürfen“, erklärte der Ökonom vom arbeitgeberfinanzierten Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Tagesspiegel. Darin stecke „ein Stück Realitätsverweigerung“, so Enste. In Großbritannien mit seiner utilitaristischen Denktradition sei hingegen klar festgelegt worden, „was die Verlängerung eines Lebens mit guter Lebensqualität um ein Jahr kosten darf: 30.000 Pfund, in Ausnahmen bis 70.000 oder 80.000 Pfund“. (fis)

 www.iwkoeln.de