© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/20 / 03. April 2020

Nachholbedarf an akademischer Weltoffenheit
In der Kaffeepause nur Deutsch
(dg)

Es zeugt von simpler wissenschaftlicher Redlichkeit, wenn Margarete Hubrath auf die unverschämt suggestive Frage der Deutschen Universitätszeitung (3/2020), ob ausländische Forscher wegen „zunehmender  Ausländerfeindlichkeit“ und dem „Anstieg des Rechtsextremismus“ immer öfter Aufenthalte in Deutschland mieden, trocken antwortet: „Um dazu Genaueres sagen zu können, bräuchte man eine anständige Datengrundlage.“ Hubrath, Geschäftsführerin von uni-support – Institut für Hochschulberatung, spart sich medienübliche Demagogie, wenn sie die wahren Ursachen für den im internationalen Vergleich geringeren Ausländeranteil im deutschen Wissenschaftssystem analysiert. Daß der Anteil „internationaler Promovierender“ an deutschen Hochschulen bei dreizehn Prozent liege, während er in Frankreich 40, in der Schweiz sogar 55 Prozent erreiche, habe primär mit der Bürokratie und der Sprache zu tun. Hierzulande fänden ausländische Wissenschaftler außerhalb der Exzellenzuniversitäten und Sonderforschungsbereiche eine „Organisationskultur“ vor, die wenig hilfsbereit sei und bei einfachsten Problemen mit der Krankenversicherung oder der Kinderbetreuung nur karge Unterstützung gewähre. Auch wohl deshalb, weil das Verwaltungspersonal kaum oder ungern Englisch spreche. Eine ähnliche  sprachliche Hürde errichte der Kollegenkreis. Wenn in der Kaffeepause oder beim gemeinsamen Mittagessen „nur Deutsch gesprochen“ würde, fühlten sich die Ausländer vom größten Teil der informellen Kommunikation ausgeschlossen. Warum sie die fremde Sprache ihres Gastlandes denn nicht einfach lernten, thematisiert Hubrath nicht. 


 www.duz.de