© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/20 / 03. April 2020

Zeitschriftenkritik: Deutsche Sprachwelt
Für ein besseres Sprachklima
Werner Olles

Thomas Paulwitz, Schriftleiter der viermal im Jahr mit einer Auflage von 25.000 Exemplaren erscheinenden Zeitung Deutsche Sprachwelt (Untertitel „Die Plattform für alle, die Sprache lieben“), plädiert in der aktuellen Ausgabe (Nr. 79, Frühling 2020) für ein besseres Sprachklima und gegen die zunehmende Verrohung der Sprache durch „Aktivisten, die von ihrer Sache überzeugt sind, (und) immer seltener vor Kraftausdrücken und Beleidigungen zurückschrecken“. Da die Gerichte meist das Recht auf Meinungsfreiheit höher als das Recht der persönlichen Ehre gewichten, gelten Schmähungen aller Art inzwischen als zulässig. So kann beispielsweise Alice Weidel (AfD) ungestraft als „Nazi-Schlampe“ beleidigt werden und der Thüringer AfD-Politiker Björn Höcke wahlweise als „Nazi“ oder „Faschist“. Den Tiefpunkt im öffentlichen Sprachgebrauch markierte allerdings der öffentlich-rechtliche Sender WDR, der einen Dortmunder Kinderchor anstiftete zu singen „Meine Oma ist ne alte Umweltsau“. Mehr Haß und Hetze geht wohl kaum noch.

Ein „Klimawandel in der Sprache“ würde auch dem Naturschutzbund (Nabu) nichts schaden. Der ohnehin wegen schlechter Tierhaltung in einigen seiner Anlagen ins Gerede gekommene Nabu, der sich zudem fanatisch für den weiteren Ausbau für Menschen gesundheitsschädigender Windkraftanlagen, die Zigtausende geschützte und seltene Fledermaus- und Wildvogelarten vernichten, kündigt in seinem Magazin an, „dem Vorbild zahlreicher Staatlicher Stellen, Universitäten, Unternehmen und Medien folgend das sogenannte Gendersternchen (zu) verwenden“. Als Grund für dieses Gender-Gaga gibt der Nabu an, daß die deutsche Sprache in vielen Fällen das weibliche Geschlecht diskriminiere. Auf Beschwerdebriefe von Kritikern dieser unsinnigen Maßnahme antwortet die Redaktion belehrend und verständnislos.

Als „Kriegserklärung an die deutsche Grammatik“ sehen Studenten der Universität Wien deren neues Sprachgesetz, das ebenfalls über den Genderstern verfügt. Ein gutes Dutzend Kommilitonen aus der Geisteswissenschaft beschloß daher ein Zeichen zu setzen und die „Gendrifizierung“ als „Kriegserklärung an die im Artikel 17 der Österreichischen Verfassung garantierte Freiheit der Wissenschaft“ zu benennen. Das Gender-Dogma sei „fundamental unwissenschaftlich, denn es ignoriere alle nachgewiesenen Fakten der Biologie, Evolutionspsychologie und anderer Wissenszweige zu den gegebenen Unterschieden zwischen Männern und Frauen“. Die Gruppe fordert die Hochschule auf, sich von der Gender-Ideologie zu distanzieren und sich auf ihre eigentlichen Forschungsaufgaben zu besinnen.

Weitere Beiträge befassen sich mit politischen Leerformeln wie beispielsweise „Verantwortung übernehmen“, dem „Anglizismus des Jahres“ („…for future“) und den Schwächen des „Roboterjournalismus“.

Kontakt: Deutsche Sprachwelt, Postfach 1449, 91004 Erlangen. Das Jahresabonnement kostet 12 Euro.

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