© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/20 / 03. April 2020

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „‘Ihr alle kennt die wilde Schwermut ...’“, JF 14/20

Gelungener Gegenentwurf

Das ist mal ein sehr gutes Titelbild – viel besser als das der letzten Woche. Wenn ich in der Mainstreampresse nur über die Corona-Dystopie lesen muß, dann wünsche ich mir von der JF was anderes, was Ihnen hiermit gelungen ist. Danke noch mal an die Redaktion und jeden Mitarbeiter der JF. Bleiben Sie gesund! Es braucht Zeitungen wie die Ihrige!

Thomas Schmidt, Brandenburg an der Havel




Vermißt: Der ökologische Jünger

Vielen Dank für die erhellenden Artikel über Ernst Jünger! Vermißt habe ich den Hinweis darauf, daß Jünger ein Autor war, der wahrhaft in erdgeschichtlichen und ökologischen Perspektiven dachte. Liest man in diesen Tagen sein 1959 erschienenes Werk „An der Zeitmauer“, stößt man auf eine Fülle höchst aktueller, weit in die Zukunft weisender Einsichten.

Georg Schirmers, Köln






Zu: „Wer ist souverän?“ von Michael Paulwitz, JF 14/20

Kein echter Krisenmanager

Aus diesem Aufmacher lese ich Hohn und Spott über die Hilflosigkeit der EU; aber die meisten EU-Staaten wollen doch die Machtlosigkeit der EU. Hätte Brüssel mehr Macht, wäre sie dort nicht in guten Händen, sagen wir: in so guten wie die Bundeswehr in denen von Frau von der Leyen. Zu Carl Schmitts Diktum zum Ausnahmezustand paßt das souveräne Krisenmanagement im staatsrechtlich nichtsouveränen Bayern nur ungenau. Überhaupt: der beste Krisenmanager läßt es gar nicht zur Krise kommen! Sie haben doch alle durchgeschnarcht, ob in Brüssel, Berlin oder München, als es in China losging, wohl wissend, daß das Virus nur wenige Flugstunden entfernt war. Die Verantwortlichen haben nur gewartet – auf wen oder was?

Dr. Kuno Hinrichs, Fürth






Zu: „‘Ich wünsche mir das Vertrauen der Bevölkerung’“, im Gespräch mit Kai Gniffke, JF 14/20

Beute der Blockparteien

Die Antworten von Professor Gniffke im Interview mit Moritz Schwarz waren entlarvend. Er hätte gut in den Fernsehfunk der DDR gepaßt. Das Ganze ist auch der Grund, warum ich seit einem Jahr Nachrichten und politische Sendungen nur noch im staatlichen Fernsehen Österreichs und der Schweiz anschaue. Vor allen Dingen im Schweizer Fernsehen geht es sachlich und besonnen zu, an Fakten und Daten der umfassenden Wahrheit orientiert. Das ist wohltuend. Haß, Hetze, tendenziöse wie unwahre Berichterstattung, Nachrichtenunterdrückung sind hier Fehlanzeige. Leider muß ich unser Fernsehen noch mit einer Zwangsabgabe finanzieren, und damit auch überbezahlte Funktionäre wie Kai Gniffke. Unser Fernsehen ist eine Beute der schwarz-roten Blockparteien und ihrer Blockflöten geworden. So habe ich auch Ende vorigen Jahres die Rheinische Post nach 50 Jahren gekündigt. Ich konnte es nicht mehr ertragen. Seit Anfang dieses Jahres lese ich die JUNGE FREIHEIT. Über meinen Wechsel bin ich sehr froh. Sie schreiben auf einem hohen Niveau. Danke! Lassen Sie sich bitte auch weiterhin nicht einschüchtern!

Klaus Dieter Sauerbrey, Neukirchen-Vluyn




Beispielgebender Interviewer

Als ich das Interview las, mußte ich an Schopenhauer denken. In seiner nachgelassenen Eristischen Dialektik (Untertitel: Die Kunst, recht zu haben) steht: „Kunstgriff 8 – Den Gegner zum Zorn reizen: denn im Zorn ist er außerstand, richtig zu urteilen und seinen Vorteil wahrzunehmen. Man bringt ihn zum Zorn dadurch, daß man unverhohlen ihm unrecht tut und schikaniert und überhaupt unverschämt ist.“ Selbst spürte ich kalten Zorn bei der Interview-Lektüre spätestens bei der dreisten, der Realität kraß widersprechenden Behauptung Gniffkes: „Wir haben zu einem professionellen, sachlichen Umgang mit der neuen Partei gefunden, der nun in unserer Berichterstattung gilt.“ Moritz Schwarz gebührt Hochachtung, daß er sich an keiner Stelle auf dieses perfide Spiel eingelassen hat. Wir patriotischen Konservativen sollten uns alle (einschließlich Herrn Höcke und seinen Gefolgsleuten) an ihm ein Beispiel nehmen und unseren Gegnern nicht den Gefallen tun, auf ihre Taktik hereinzufallen, uns im Zorn, so nachvollziehbar er jeweils sein mag, zu Äußerungen hinreißen zu lassen, die unserer bürgerlichen Gesittung widersprechen. Dann nämlich können wir darauf vertrauen, daß sich die Einlassungen unserer Gegner von selbst ad absurdum führen, wie die nochmalige Lektüre des Interviews einem abgekühlten Gemüte exemplarisch zeigt.

Dr. Matthias Gubitz, Göttingen




Intendant von Malus Gnaden

Starkes Interview! Kompliment, Moritz Schwarz. Auch SWR-Chef Kai Gniffke verdient Respekt, daß er kritische Fragen beantwortete. Klar, sein Sender diskriminiert nicht die AfD, berichtet fair und unvoreingenommen ... Nach meiner Beobachtung zeigt die politische Berichterstattung des Senders oft ein anderes Bild, vor allem beim SWR Rheinland-Pfalz. Da werden Nachrichten und Meinung vermengt, es wird moralisiert und geheuchelt. Bei AfD-Lappalien gerät hier schnell die Demokratie in Gefahr. Das ist allzu verständlich, denn Kai Gniffke war bei der Intendantenwahl der erklärte Favorit der SPD-Ministerpräsidentin Malu Dreyer, auch Chefin der Rundfunk-Kommission der Länder und Vorsitzende des ZDF-Verwaltungsrats. Gniffke wurde im zweiten Wahlgang gewählt. Da unterlagen so hoch qualifizierte Bewerber wie Stefanie Schneider, Clemens Bratzler und Andreas Cichowitz. 

Der neue Intendant ist wahrlich eine „Überraschung“: Das SPD-Mitglied Gniffke verdiente sich als Reporter erste Meriten im SPD-regierten Mainz, schrieb eine Doktorarbeit zur Geschichte der Arbeiterbewegung, war in Hamburg Chefredakteur von ARD-aktuell, das sich besonders gegen rechts positioniert. Genosse Gniffke zählte auch schon in Rheinland-Pfalz zum „roten Freundeskreis“. Zwar ist er ein Top-Journalist. Doch kann man – so parteipolitisch protegiert – auch ein unvoreingenommener Journalist sein, der einen Sender meinungsoffen führt? Schließlich ist es bei uns üblich, daß die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten von Journalisten mit dem „richtigen“ Parteibuch geführt werden – also eine Art „Staatsfernsehen“. So gesehen ist Gniffke SWR-Intendant von Malus Gnaden.

Peter Hain, Bad Dürkheim




Den SWR-Intendanten gefaßt

Dieses Interview war interessant: Moritz Schwarz zeigte wirklich Biß und blieb beharrlich. Die Antworten von Professor Gniffke daegen kamen aus einer anderen Welt und befriedigten mich nicht wirklich. Wie Journalisten zum Großteil ticken hat Udo Ulfkotte in seinen Büchern umfangreich belegt oder aktuell Thor Kunkel („Wörterbuch der Lügenpresse“).

René Krahmann, Gotha




Der Mann auf dem Mond

Ich habe gerade in meiner Ausgabe der JF das Interview mit Herrn Gniffke gelesen und bin fassungslos! Ich habe nur eine Erklärung für seine Antworten: Dieser Mann lebt auf dem Mond.

Jacqueline A. Henley, Schwäbisch Hall




Staatsfunkjournalisten

Die Kluft zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung war noch nie so groß wie heute. Hätten in Deutschland nur Staatsfunkjournalisten das aktive Wahlrecht, säßen die Grünen mit einer Zweidrittelmehrheit im Parlament. Werden die vom Wetterbericht und vom Sport rausgerechnet, wäre es vermutlich eine Dreiviertelmehrheit. Das sind geschlossene linke Zirkel, die nur noch im eigenen Saft schmoren und sich gegenseitig in ihren Meinungen bestätigen. Ein Hinterfragen eigener Positionen findet da nicht statt. Als im Dezember Boris Johnson die Wahl haushoch gewann, hörte ich am nächsten Tag mehrfach in den deutschen Medien, das Ergebnis sei ein Votum gegen den Brexit, weil Labour, Liberale und SNP zusammen mehr Prozente hätten als Tories und Brexit-Partei. Als Laie stelle ich mir das so vor, wie wenn jemand einem Star-Wars-Fanclub beitritt und gleichzeitig alle anderen sozialen Kontakte abbricht. Nach einem Vierteljahr ist der auch davon überzeugt, daß Darth Vader in einer Basis auf der Mondrückseite sitzt und jeden Moment die Erde angreifen wird. Wenn ich hin und wieder die Kommentare auf JF-Online lese – da leben auch etliche in einem Paralleluniversum. Nur muß ich die nicht mit GEZ-Zwangsgebühren durchfüttern.

Stephan Zankl, München




Ignoriert, tabuisiert, geleugnet

Es gehört inzwischen zum Standardrepertoire eines jeden Politikers, vornehmlich des links-grünen Milieus, auf kritische, konkrete Fragen von Journalisten Phrasen dreschend mit nichtssagenden Allgemeinplätzen zu antworten. Im Interview mit Moritz Schwarz hat nun Professor Kai Gniffke, ehemaliger Redakteur, die Rollen getauscht und war in seiner Eigenschaft als SWR-Intentant selbst der Befragte. Und welch Überraschung (oder gerade nicht): Das bei vielen seiner ehemaligen Journalisten-Kollegen so ungeliebte Versteckspiel machte sich Herr Gniffke ebenfalls zu eigen. Selbst nachweisbare Fakten, offenbar seinem eigenen Weltbild widersprechend, wurden von ihm ignoriert, verschwiegen, umgedeutet oder gleich ganz geleugnet! Die Medien, und der SWR macht beileibe keine Ausnahme, gerieren sich meist nur noch als Hofberichterstatter. Statt kritischem Qualitätsjournalismus herrschen Alarmismus und Moralismus.

Peter Weiler, Bobenheim-Roxheim




Keine Chance weiterzulesen

Nachdem Herr Gniffke gleich am Anfang den Vertrauensverlust bestreitet und mit „Dazulernen“ offenbar die Methode der raffinierten Diskriminierung meint, habe ich mir das Weiterlesen erspart.

Heinrich Duepmann, Gütersloh




Die Anzeige ist bezeichnend

Danke für den Abdruck dieser hervorragenden und ehrlichen AfD-Annonce von Herrn Gauland in der JF! Diese ist bezeichnenderweise ein weiteres Beispiel für die Diskriminierung der AfD, die Herr Gniffke offenbar nicht zu sehen bereit ist. Als neuer Abonnent Ihrer Wochenzeitung war ich entsprechend enttäuscht, wie leicht Sie es Herrn Gniffke gemacht haben, sich als objektiv darzustellen. Mit braven Fragen bringt man diesen Manipulator nicht in Not. Nicht zufällig gibt es das Bürgerforum „Hallo Meinung“ mit vielen Meinungsäußerungen über tendenziöse Berichterstattungen der öffentlich-rechtlichen Medien. Da widme ich mich lieber gleich dem Kampf gegen das GEZ-Zwangssystem, das solche Menschen nährt.

Werner G. Richter, Bretzfeld-Bitzfeld






Zum Kommentar: „Konsequent“ & „‘Wenn ihr jetzt nicht Einhalt gebietet ...’“ von Christian Vollradt, JF 14/20

Falsches Fazit gezogen

Widerspruch! Die Auflösung des AfD-Flügels ist lediglich „konsequent“, weil der Flügel sein Ziel – die Richtung der AfD zu bestimmen – erreicht hat. Insofern ist er nicht mehr „Partei in der Partei“, er repräsentiert die Partei.

Bernd Vogel, Loxstedt






Zu: „‘Wir brauchen eine Revolution’“, im Gespräch mit Markus Krall, JF 13/20

Sozialistischer Sirenengesang

Die Auswirkungen der kommenden Finanz- und Wirtschaftskrise werden systemrelevant sein. Markus Krall hat das mehrfach und immer wieder angemahnt. Wir können nicht davon ausgehen, daß die derzeitige Politelite freiwillig die Kreditausweitungen aufgibt. Dann wäre ja auch der Fehler des „Einheitsbrei-Euro“ einzugestehen. Wir müssen also davon ausgehen, daß, um mit Ludwig von Mises zu sprechen, man auf die „totale Katastrophe“ wartet. Der Weg zu einer neuen sozialistischen Knechtschaft scheint Konjunktur zu haben. Diesen Zug wirklich stoppen kann nur die jüngere Generation. In meinem Buch („Ein Wunder, daß der Laden noch läuft: Experimente – Phantasien – Illusionen“) habe ich deshalb versucht, die Tradition des liberalen Denkens mit ausgesuchten Zitaten zu untermauern. Wenn es die junge Generation anregt, deren Bücher wieder zu lesen, ist Hoffnung in Sicht. 

An den Universitäten, in den öffentlich-rechtlichen Medien herrscht dazu annähernd Funkstille oder Ignoranz gebenüber dem Liberalismus, wie ihn Ludwig von Mises 1927 in seinem Hauptwerk beschrieben hat. Auch Friedrich August von Hayek erscheint dem Großteil der meisten Gelehrten und Studierenden als zu radikal. Deshalb fällt es der jungen Generation schwer, zu begreifen, daß die wohlklingenden Ideen des Sozialismus den vermeintlichen Wohlstand nicht erzeugen, aber die Gesellschaft zerstören werden. Corona ist nur der Auslöser, ein „schwarzer Schwan“, entscheidend wird, was dann kommt. Sollte es ein Sozialismus unter neuer Flagge werden („Große Transformation“, „Green Deal“), werden die Akteure auch diesmal wieder sagen: „Das haben wir so nicht gewollt.“ Doch der Freiheitsgedanke wird diese, wie bisher jede autoritär konstruierte Ordnung sprengen.

Günter Suske, Torgau