© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/20 / 10. April 2020

Vorwurf der Woche
Wo sind nur die Masken hin?
Björn Harms

Noch am vergangenen Freitag war die Aufregung groß: Die USA hätten, so der empörte Vorwurf von Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD), 200.000 Schutzmasken, die für die Berliner Polizei bestimmt waren, auf dem Flughafen in Bangkok konfisziert. Das sei nichts weniger als ein „Akt moderner Piraterie“. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sprach von einem „unmenschlichen“ Vorgang. Wie die USA dazu in der Lage sein sollen, in einem Drittstaat Güter zu beschlagnahmen, erklärte keiner der beiden Herren. Und schon einen Tag später mußte der Senat kleinlaut zugeben: „Es gab eine Bestellung der Polizei von 400.000 Schutzmasken FFP2. Nicht, wie behauptet bei einer US-amerikanischen Firma, sondern bei einem deutschen Unternehmen für medizinischen Fachhandel.“ So oder so: Die erste Marge von 200.000 Stück ist offenbar auf dem Flughafen von Bangkok verschwunden. Doch natürlich macht es einen großen Unterschied, ob man einem Staat vorwirft, Waren zu konfiszieren oder ob Waren einfach einen anderen Weg nehmen. Washington jedenfalls weist die Vorwürfe brüskiert zurück, beschlagnahmt worden sei gar nichts. Vielmehr sei man besorgt „über die allgegenwärtigen Versuche, die internationalen Anstrengungen durch Desinformationskampagnen ohne Angaben von Quellen zu spalten“, teilte die US-Botschaft mit.