© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/20 / 10. April 2020

Ein neues „Öko-System“ ist das Ziel
Junge Zielgruppe: Die Formate „insta.politik“ und „wasmitwirtschaft“ nutzen Instagram als Ausspielkanal
Boris T. Kaiser

Für Jugendliche ist Instagram heute die erste Quelle in Sachen Nachrichten. Immer mehr neue Medienmacher ergreifen deshalb die Chance, um mit speziell auf die Plattform zugeschnittenen Formaten genau diese Zielgruppe zu erreichen. 

Der Journalist Maximilian Nowroth will mit seinem Kanal „wasmitwirtschaft“ junge Menschen für Wirtschaft begeistern. In seinen Video-Reportagen und Interviews widmet er sich Themen wie Aktien, Unternehmensgründung oder dem Handelskrieg zwischen den USA und China. Seine ersten journalistischen Sporen verdiente sich der Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung als Redakteur bei der Wirtschaftswoche und als Co-Redaktionsleiter des Jugendablegers „Orange“ des Handelsblatts.

In Sommer 2019 dann die Gründung seines eigenen Medien-Startups. Zwar ist die digitale Gefolgschaft des Düsseldorfers bisher mit rund 2.650-Abonnenten noch überschaubar, der Jungunternehmer hat aber große Pläne. Seine Marke, so Nowroth gegenüber dem Branchenmagazin Journalist, soll zu einem „Öko-System“ für junge Menschen werden, die in Deutschland etwas mit Wirtschaft machen wollen oder bereits machen. Neben den klassischen Nachrichten und Informationsangebots will er seinem wirtschaftsaffinen Publikum die Möglichkeit bieten, sich innerhalb einer „journalistisch getriebenen Community“ miteinander zu vernetzen und gegenseitig zu inspirieren.

Während sich „wasmitwirtschaft“, trotz des Adenauer-Stiftungshintergrunds seines Machers, bislang weitgehend ideologiefrei und unpolitisch gibt, geht das Format insta.politik einen anderen Weg. „Nine & Lara nehmen euch mit hinter die Kulissen des Deutschen Bundestags“, heißt es da auf dem Instagram-Profil. Die jungen Frauen präsentieren vor allem verwaltungspolitische Selfie-Erklärvideos sowie Interviews mit Abgeordneten und Parteifunktionären. Vor der Kulisse des Innenlebens des Parlaments entwickelt dies durchaus einen Reiz. 

Zu ihrem eigenen politischen Hintergrund halten die beiden nur mit Smartphone und Stativ bewaffneten Mädels sich auffallend bedeckt. Selbst auf direkte Nutzerfragen nach Parteimitgliedschaft oder ihrem Arbeitgeber antworten sie in ihren Insta-Stories stets lächelnd, aber ausweichend. „Wir unterstützen einen Abgeordneten“, heißt es da, oder: „Wir engagieren uns ehrenamtlich.“ 

Wer sich den Account anschaut dürfte aber schnell eine Ahnung bekommen, aus welcher parteipolitischen Richtung der Wind hier weht. Dort verlinken die zwei jedenfalls auf das CDU-nahe Magazin Civis. Ein Gespräch mit einem Vertreter der größten Oppositionspartei, der AfD, sucht man dagegen vergeblich.