© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/20 / 17. April 2020

Kabinenklatsch
Wieviel Millionen gibt es für Kurzarbeit?
Ronald Berthold

Zwei Millionen Euro sind eine Menge Geld. Könnten Sie sich vorstellen, freiwillig darauf zu verzichten? Meine spontane Antwort wäre natürlich: „Nein!“ Würde ich aber 20 Millionen Euro im Jahr verdienen, fiele mir ein „Ja“ schon deutlich leichter. Alles ist relativ. Womit wir bei Toni Kroos wären. Zehn Prozent ihres Gehaltes sollten er und die übrige Mannschaft von Real Madrid ihrem von der Corona-Krise gebeutelten Verein erlassen.

Empört ging der deutsche Fußball-Nationalspieler an die Öffentlichkeit. In einem Podcast des SWR verlangte er weiter „das volle Gehalt“. Davon könne er dann „vernünftige Sachen machen und links und rechts helfen“.

Lieber Toni, sollte das nicht auch mit 18 Mios möglich sein? Na ja, jetzt kannst du darüber sinnieren, denn nur einem Tag nach deinem heldenhaften Widerstand hat der Mannschafsrat dem Gehaltsverzicht zugestimmt. 

Das peinliche „Big-City-Club“-Geseier von Jürgen Klinsmann dürfte damit endgültig beendet sein.

Über deine Grottenleistung beim 1:2 gegen den Tabellen-Vierzehnten Betis wollen wir lieber kein Wort verlieren. Das war am 8. März. Seitdem hast du nicht mehr gegen den Ball getreten. Aber du willst weiter 100 Prozent abkassieren? Erklär das mal den deutschen Fußball-Fans, von denen Millionen in die Kurzarbeit gehen mußten. Für die gibt es 60 statt Deiner 90 Prozent.

Auch in Deutschland fallen Entscheidungen, obwohl oder gerade weil der Ball ruht. Hertha BSC hat den vierten Trainer in dieser Saison vorgestellt. Der bodenständige Bruno Labbadia betreut ab sofort die Berliner Mannschaft. Das peinliche „Big-City-Club“-Geseier von Phantast und Vorvorgänger Jürgen Klinsmann dürfte damit endgültig in der Tonne landen.

Der Trainer soll laut Bild drei Millionen im Jahr verdienen. Am Ostermontag sagte Hertha-Manager Michael Preetz, Labbadia verzichte auf „weite Teile“ dieses Gehalts. Ob er „links und rechts“ hilft? Wir wissen es nicht. Wahrscheinlich aber würde ein Typ wie Bruno nicht in einem Podcast laut darüber nachdenken, ob er sich das überhaupt leisten könne. Mensch, Toni, wir wissen jetzt, daß du bitterarm bist. Aber das hat nichts mit Deinem Verdienst zu tun.