© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/20 / 24. April 2020

Lesereinspruch

Zu einseitig dargestellt

Zu: „Die Rache der Hausfrau“ von Bernd Rademacher (JF 16/20)

Mit Vergnügen, aber auch mit wachsendem Unmut, las ich den Beitrag. Als langjähriges Vorstandsmitglied im Verband Familienarbeit e.V (www.familienarbeit-heute.de) sehe ich hier eine nicht tolerable Einseitigkeit – nicht nur beim Autor, sondern auch bei all den vorgestellten Youtube-Betreiberinnen: Ihren Lebensstil muß Frau sich leisten können! Jemand muß „die Brötchen verdienen“, und diese/r Jemand darf absolut verläßlich nie an Scheidung auch nur denken, geschweige denn sterben. Sonst stehen diese Frauen vor dem Nichts. Ja, „starke Gesellschaften gründen auf starken Familien!“ Es geht nicht um die Bewahrung eines Rollenbildes von 1959 und um ein gemütliches Heim, sondern um die Überlebensfähigkeit unserer Gesellschaft. Angesichts einer Fertilitätsrate von 1,4 Kindern pro Frau, statt 2,1, die für den Bestandserhalt einer Gesellschaft gebraucht werden, ist das Großziehen von Kindern anzudocken an die Pflicht des Staates zur Daseinsvorsorge. Dies aber nicht, indem er die Familie auflöst, „outsourct“ in Kitas und Erwerbsjobs, sondern indem er als Zweiteinkommen ein Erziehungsgehalt organisiert.

Gertrud Martin, VS-Villingen