© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/20 / 24. April 2020

Zitate

„Ich glaube, niemand rechnet für unsere Breitengrade mit einer Verewigung von Notstandsgesetzen. Erstaunlich ist natürlich, daß wir über Nacht in so eine Maßnahmenregierung haben geraten können und daß ein sehr hoher Faktor an allgemeinem Gehorsam beobachtet wurde. (…) Die Neigung der Politiker geht dahin, sich hinter dem mehr oder weniger breiten Rücken der Fachleute zu verstecken, denn die Ausübung von Macht im Modus der Verordnung macht ja die Macht selbst sichtbarer, als sie gerne sein möchte.“

Peter Sloterdijk, Philosoph, in der Arte-Sendung „Kultur News“ am 15. April





„Das blühende Leben hier, das eher welke da, und in der Mitte die jäh gestoppte Wirtschaft, die es im Interesse aller möglichst schnell wieder zum Laufen zu bringen gilt. (…) Vielleicht habe ich aber auch Angst davor, daß die Tünche einer wie auch immer begründeten humanen Ethik, die die Spalten und Risse in unseren Gemeinwesen bisher überdeckt hat, doch dünner sein könnte als gedacht. Daß die Bekenntnisse zum gleichen Wert allen Lebens und zu seiner unbedingten Erhaltenswürdigkeit eben doch nur Tünche sind und kein felsenfestes Gesetz.“

Uwe Bork, früherer Chef der SWR-Redaktion „Religion, Kirche und Gesellschaft“, im Deutschlandfunk Kultur am 17. April





„In 85 Lebensjahren habe ich nichts Vergleichbares erlebt. Das ist wirklich ein sehr tiefer Einschnitt, da kann ich nur Herrn Macron folgen, wenn er sagt: Das Virus ist eine Kriegserklärung gegen uns alle. Anderseits finde ich es schön, wie das Volk jetzt zusammenhält. (…) Die deutsche Wirtschaft wäre jedenfalls die letzte, die kollabiert. Wir haben in Deutschland so viel Kreativität und technisches Know-how. Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, daß unsere Wirtschaft hinterher nicht mehr auf die Füße kommt.“

Reinhold Würth, Familienunternehmer und Gründer der Würth Group, in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ am 19. April





„Die Beschneidung der Grundrechte ist so riesig, so einzigartig, so dramatisch, daß sie jeden Tag aufs neue geprüft werden muß. Die Kanzlerin hat diesen demokratischen Diskurs, der zwingend notwendig ist, als „Öffnungsdiskussionsorgien“ abgetan. Das ist eine unerträgliche Verhöhnung des wichtigsten demokratischen Grundprinzips. Und Zynismus gegenüber all den Menschen, die unter den Einschnitten leiden (…) . Das, was Merkel als Orgie bezeichnet, ist Demokratie. Und das, was sie offenbar durchsetzen will, das Gegenteil davon: ein Verbot von Diskussionen.“

Boris Reitschuster, Journalist, auf seinem Blog am 20. April





„So einschneidende Reglementierungen wie im Rahmen des sogenannten Kontaktverbots lassen immer auch die Blockwarte und Denunzianten aufleben. Wenn manche Menschen (…) ihre Nachbarn anzeigen, weil diese zwei Besucher in ihre Wohnung gelassen haben, dann hinterläßt das Spuren. Für eine Gesellschaft mag das Corona-Virus gefährlich sein, das Virus der Denunziation ist es nicht minder.“

Henryk M. Broder, Publizist, auf der „Achse des Guten“ am 20. April