© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/20 / 24. April 2020

Amir Arabpour. Der Islamkritiker entging knapp dem Mordplan einer IS-Terrorzelle
Gott mit ihm
Zita Tipold

Ein Mann mit Schutzengel: Wenn Amir Masoud Arabpour auf seinem Youtube-Kanal den Islam mit scharfen Worten kritisiert, streift er keine Samthandschuhe über. Das wäre nun fast tödlich ausgegangen. Die Terrorzelle, die jüngst in Nordrhein-Westfalen ausgehoben wurde (Bericht Seite 4), hatte den „Ungläubigen“ ins Visier genommen: Mehrere Tschetschenen spähten ihn monatelang aus, auch scharfe Waffen lagen schon bereit. 

„Der Herr hat seine schützende Hand über mich gehalten“, ist Arabpour sich sicher. Mit seinem „Türsteher-Charme“ sieht der sportliche junge Mann aus Neuss wahrlich nicht wie ein leichtes Opfer aus. Sein Youtube-Kanal „Ex-Muslime klären auf-TV“ hat über 70.000 Abonnenten und behandelt gesellschaftliche Themen. Sein Spezialgebiet: Die Naivität deutscher „Gutmenschen“ zu enthüllen, die den Islam hochloben, ohne ihn zu kennen.

Arabpour kommt aus dem Iran und wuchs mit dem islamischen Glauben auf. Die Familie flüchtete nach Deutschland. Wann, warum und wie alt er war ist unklar – eine JF-Anfrage ließ er unbeantwortet. Er suchte intensiv den Kontakt zu Allah, besuchte regelmäßig die Koranschule, konnte aber trotzdem keine spirituelle Verbindung aufbauen. „Mir hat etwas gefehlt“, sagt er: „Die lebendige Beziehung zu Gott, wie du sie im Christentum hast.“ Im Islam wird in arabischer Sprache gebetet. Das hält er für problematisch, viele Muslime beherrschen diese Sprache nicht. Das christliche Gebet hingegen sei kein Ritual mit strengen Regeln, sondern ein freies Gespräch mit Gott – eine „Liebesbeziehung“. Für den Ex-Moslem gibt es viele Diskrepanzen. Zum Beispiel werde der Islam in Deutschland als Religion der Liebe gepredigt, aber in muslimischen Ländern als Ideologie der Unterdrückung gelebt.

Schließlich schwor er 2010 dem Islam ab. Gemeinsam mit seinem Bruder Reza hat er sich dem Christentum verschrieben und fühlt sich in seinem Glauben endlich angekommen. Mit dem Wissen und den Erkenntnissen, die er über lange Zeit hinweg gesammelt hat, möchte er anderen die Augen öffnen. Deshalb hat er vor drei Jahren das Youtube-Format gestartet – gemeinsam mit Reza, der sich lieber im Hintergrund hält und den Auftritt seinem Bruder überläßt. Der gelingt dem ganz hervorragend, etwa wenn er mal wieder in ansteckendes Gelächter über treudoofe Aussagen der Islam-Verteidiger ausbricht, ungläubig die Hände über dem Kopf zusammenschlagend.

Arabpour warnt davor, eine „totalitäre Ideologie“ wie den Islam in Deutschland zu hofieren. Beim Sprechen packen ihn Temperament und schonungslose Direktheit – Zartbesaitete warnt er: „Bei mir gibt es keine Political Correctness.“ Der Mordplan schüchtert ihn nicht ein, denn: „Ich kann nur gewinnen: Rette ich auch nur eine Seele, bin ich glücklich, und wenn ich sterbe, dann bin ich beim Herrn!“