© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/20 / 24. April 2020

Leserbriefe

Zu: „Kirchen sind systemrelevant“ von Dieter Stein, JF 16/20

Mit Oberhirte Bedford-Strohm

Dieter Stein hat recht! Ich, Jahrgang 1944 (Kriegsvollwaise), habe nach dem Kriege noch evangelische Pfarrer erlebt, die „Hüter ihrer Schäflein“ waren. Später waren evangelische Pfarrer wenigstens noch „Wegweiser zu Gott“; heute sind sie nur noch „Wegelagerer“, die unseren Gottesglauben gegen den „Schwachsinn der Grünen“ tauschen wollen. Diese inzwischen „grüne Sekte“ hat ihren passenden Oberhirten gefunden: den „Kreuz-Schämer“ Bedford-Strohm.

Werner B. Wegmann, Ludwigshafen






Zu: „Wen bekämpfen wir eigentlich?“ von Karsten Mark, JF 16/20

Vergleiche ohne jede Relation

Das Corona-Lagebild der einzelnen Länder wird unzureichend dargestellt. Die Corona-Todeszahlen stehen nicht in Relation zur jeweiligen Gesamtbevölkerung. Auch erfahren wir nicht, ob die Toten „mit“ oder „an“ Corona verstorben sind. So stehen hinter einem Corona-Toten zum Beispiel 2.759 lebende Spanier oder, als Vergleich, 28.250 lebende Deutsche. Es macht wenig Sinn, wenn man nur die Todeszahlen je Land erfährt, ohne jede Relation. Vergleiche mit Deutschlands Nachbarstaaten sind zudem Zerrbilder, weil die Vorerkrankungen im hohen Lebensalter stark abweichen. Hinzu kommen die Krankheitskeime MRSA, die uns oft vorenthalten werden (wenn sie denn überhaupt meldepflichtig sind). Diese spielen in Italien oder Spanien eine größere Rolle als in europäischen Nordländern. Doch gegen wen kämpfen wir nun eigentlich? Gegen einen deutschen Sozialstaat, der den Bürger und den Zusammenhalt der Familie schwächt und das Pflegepersonal demotiviert.

Gerd Steinmetzer, Wuppertal






Zu: „Seine Vorstellungen wirken bis heute nach“ von Karlheinz Weißmann, JF 16/20

Erklärter Liberalismus-Gegner

Eine circa 210zeilige Memorial-Eloge auf Armin Mohler unter lobpreisendem Hinweis auf das hohe „Niveau“ eines Moeller van den Bruck, Oswald Spengler, Carl Schmitt oder Ernst Jünger scheint mir ein höchst vortrefflicher Beitrag zur erfolgreichen Bahnung eines todsicher suizidalen Holzwegs für einen deutschen Konservatismus zu sein – zumal mit Blick auf den (stellenwertrelevanten) quantitativen Vergleich zu dem sich auf knapp 70 Zeilen beschränkenden Angedenken an Dietrich Bonhoeffer zwei Seiten dahinter. Eine selbsterkorene Ahnenreihe von Demokratie-, Parlamentarismus- und Liberalismus-Gegnern sowie NS-Wegbereitern und NS-Apologeten kann meines Erachtens nicht für einen zukunftsfähigen deutschen Konservatismus stehen. 

Die lakonische Bemerkung („nach dem Scheitern des abenteuerlichen Versuchs, als Freiwilliger in die Waffen-SS einzutreten“) wird als verständliche, vielleicht sogar sympathische Jugendsünde eines schweizerischen Deserteurs deklariert, die Armin Mohler noch ein Leben lang begleitete. Noch im Alter von 75 Jahren kommt er auf die Nachfrage: „Bewundern Sie heute Hitler immer noch wie in Ihren Jugendzeiten?“ zu der Bewertung „Was heißt bewundern? Er hat immerhin eine richtige Führung geschaffen. Die Kader, die er heranzog, hatten Stil.“ So weit, so schlecht.

Ludger Gesigora, Lüdinghausen






Zu: „‘Ich wünsche mir das Vertrauen der Bevölkerung’“, im Gespräch mit Kai Gniffke, JF 14/20

Lachhafte Beteuerungen

Kai Gniffke ist Respekt und Anerkennung auszusprechen, daß er sich dem kritischen JF-Interview gestellt hat. Leider aber überzeugen seine Aussagen nicht. Geradezu lächerlich ist seine Beteuerung, die öffentlich-rechtlichen Sender seien gegenüber der AfD unvoreingenommen, fair und unparteiisch. Im Juli 2019 schrieb der offizielle Twitter-Kanal von „Das Erste“ (ARD) als Antwort auf andere Twitterer, die eine AfD-Einladung kritisierten: „Die Redaktionen der Talksendungen bemühen sich insbesondere, AfD-Vertreterinnen kein Forum für ihre Zwecke zu bieten.“ Auch wenn dies kurz darauf zurückgenommen wurde („Tweet war nicht abgesprochen“), läßt das doch tief blicken. Ein kurzer Moment der Wahrheit offenbarte, was ohnehin jeder sieht: Obwohl die AfD die stärkste Oppositionspartei im Bundestag ist, werden ihre Vertreter nur sehr selten eingeladen. Und wenn, dann in einer Runde, die eher einem Tribunal denn einem fairen Gespräch gleicht.

Dr. Peter Müller, München




Umdeutungen wie bei Schnitzler

Mein Kompliment zu dem Interview mit dem SWR-Intendanten Professor Kai Gniffke. Man hätte ob der Kaltschnäuzigkeit des Intendanten ungehalten reagieren können; doch Moritz Schwarz beharrt freundlich und faktensicher darauf, daß von einer fairen oder gar Gleichbehandlung der AfD in den Öffentlich-Rechtlichen nicht die Rede sein kann. In der konsequenten Art, die von Schwarz benannten Fakten zu ignorieren oder umzudeuten, erinnerte Gniffke ein wenig an den seinerzeit berüchtigten DDR-Chefkommentator Karl-Eduard von Schnitzler. Gniffkes Selbsteinschätzung: „Wir berichten fair und unvoreingenommen.“ Ob er so tatsächlich das Vertrauen der Bevölkerung (zurück)gewinnt? Vermutlich reicht ihm ja auch das Vertrauen des Verwaltungsrats …

Bernhard Winters, Hamm




Bemerkenswerte Ignoranz

Die Aussagen des SWR-Intendanten sind von einer bemerkenswerten Ignoranz, um nicht zu sagen Frechheit. Es ist doch nicht zu übersehen oder zu bestreiten, daß die AfD von den öffentlich-rechtlichen Anstalten systematisch „geschnitten“ wird: Zu jedem Ereignis in der Politik und in anderen Feldern werden fast ausschließlich Politiker der Grünen und der Linken befragt und seien deren Aussagen noch so töricht. Seltener kommt mal ein SPD- oder CDU-Politiker zu Wort – und gelegentlich Graf Lambsdorff von der FDP. AfD-Politiker: Fehlanzeige.

Jürgen Schmidt, Ettlingen




Bekannt seit Wilhelm Busch

Trotz der geschickten Antworten von Professor Gniffke mußte ich an die letzten Zeilen in dem Gedicht „Kritik des Herzens“ von Wilhem Busch denken: „So kommt es denn / zuletzt heraus, / daß ich ein ganz / famoses Haus.“

Dr. med. habil. K.J Amthor, Meiningen




Unfehlbar wie der Papst

Moritz Schwarz hat mit seinen insistierenden Nachfragen zu dem Erkenntnisgewinn beigetragen, daß nicht nur der Papst, sondern auch SWR-Chef Gniffke unfehlbar ist. Ich mußte beim Lesen des Interviews ob des selbstherrlichen Gebarens des Intendanten mehrmals ungläubig den Kopf schütteln; um so lobenswerter die Interviewführung durch Schwarz, der immer wieder nachbohrte. Nein, mit seinen durchaus raffinierten rhetorischen Winkelzügen wird Kai Gniffke kaum JF-Leser überzeugen. Mir ist noch gut in Erinnerung, wie er gemeinsam mit ZDF-Chefredakteur Peter Frey bei der AfD-Podiumsdiskussion 2018 in Dresden sich ob des zur Unterzeichnung anstehenden Migrationspaktes und der fehlenden Berichterstattung ahnungslos zeigte.

Dieter Eck, Heppenheim




GEZ-Streik ist gerechtfertigt

Wer die Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen über die Jahre kritisch verfolgt hat, muß von den Rechtfertigungsversuchen und Beteuerungen des Herrn Gniffke peinlich berührt sein, egal wie er zur AfD steht. Der Begriff „rechtspopulistisch“ ist weder sachlich richtig, noch war er nötig, um eine neue Partei zu erklären, wie Herr Gniffke vorgibt. Noch nie wurden im Zusammenhang mit der Linken oder den Grünen die Zuschreibungen „linkspopulistisch“ oder „ökopopulistisch“ verwendet. In dem seit Jahren andauernden „Kampf gegen Rechts“ ist „rechtspopulistisch“ eine politische Kampfvokabel zum Zwecke der Stigmatisierung. 

Unvergessen und in ihrer Penetranz unübertroffen bleibt hier die Berichterstattung zu den angeblichen Hetzjagden in Chemnitz Ende August 2018, als das „Hase-Video“, von zweifelhafter Herkunft und ohne Beweiskraft, in den Nachrichten tagelang in Dauerschleife präsentiert wurde – nicht zur Aufklärung der Zuschauer, sondern um eine regierungsseitige Falschmeldung als Tatsache erscheinen zu lassen. Mit den belegbaren Beispielen für die Parteilichkeit, Staatsnähe und Unausgewogenheit der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung und den Methoden eines unseriösen Journalismus wären dicke Bücher zu füllen. Das Vertrauen, um das Herr Gniffke wirbt, haben die Öffentlich-Rechtlichen längst verspielt. Jeder, der sich dem tausendfachen GEZ-Streik anschließt, ist moralisch im Recht.

Matthias Schneider, Speyer






Zu: „‘Wenn Ihr jetzt nicht Einhalt gebietet ...’“ von Christian Vollradt, JF 14/20

Die Folgen sind unübersehbar

Seit sieben Jahren bin ich Mitglied der AfD auf damalige Empfehlung meines früheren Kommilitonen Joachim Starbatty an der Kölner Uni. Bernd Lucke, Konrad Adam, Gauland, Henkel, Starbatty und andere als die Gründungsväter dieser Partei und personifizierte  Vertreter ordoliberaler und freiheitlich- demokratischer Werte bewogen mich, spontan einzutreten in Verknüpfung mit deren kritischer und ablehnender Einstellung zur EU, zum Euro und der Mißachtung der Maastricht-Verträge durch die regierenden Parteien und deren Unterstützung durch die linken Mainstream-Medien. 

Damals gab es noch keinen Höcke/Kalbitz, auch keinen Flügel. Heute haben wir eine Situation, die 2013/14 niemand erwartet hatte, nämlich die allmähliche Unterwanderung durch Partei-Karrieristen und Polithasardeure mit dubioser rechtsextremer cum grano salis Nazi-Gesinnung und damit einhergehend die „Flügelbildung“. Obwohl ich Höcke wie Kalbitz nie als Nazis bezeichnen würde – das sind sie keinesfalls –, ziehen sie dennoch solche Leute an, vor allem durch das unerträgliche völkische Gehabe. Das ist das Schlimmste, was der AfD passieren konnte. Leider kamen die Abwehraktionen aus der Parteiführung zu zögerlich und zu spät, einem Lucke wäre das sicherlich nicht passiert. 

Höcke/Kalbitz haben sich jetzt der neuen Situation angepaßt und machen auf „lieb Kind“. Es ist gleichwohl noch nicht zu spät – es sei denn, die Parteiführung betreibt weiter diese Appeasement-Politik des Hinhaltens, des Beschwichtigens, des Aussöhnens und der Zugeständnisse gegenüber dem Flügel und seinen Protagonisten. Das wäre genau der falsche Weg, damit ginge die Taktik von Höcke/Kalbitz auf, um weiter die Partei-Mitte zu schwächen und die Führungsrolle einzunehmen. Denn eins ist klar: Der Höcke-Virus hat nicht nur die gesamte Partei infiziert, sondern mehr und mehr auch potentielle AfD-Wähler, die eher den links-grünen Mainstream-Medien und Gegnern der AfD, den Politikern der Altparteien Glauben schenken, die dem Wahlvolk Tag für Tag eintrichtern, die AfD sei nichts anders als eine schmuddelige Nazi-Folge-Partei, die man unmöglich wählen darf; das nenne ich den Höcke-Effekt. Die Folgen sind doch unübersehbar: die Partei schrumpft seit zwei Jahren unaufhörlich von damals 17 auf derzeit circa 10 bis 12 Prozent – eindeutige Ursache: der Höcke-Virus wirkt. 

Der einzige Ausweg besteht in der knallharten Entmachtung des Flügels und seiner Fürsprecher, auch auf Kosten von 20 bis 25 Prozent möglicher Parteiaustritte. Da muß die Partei durch, es ist die einzige Alternative für einen Wiederaufstieg.

Helmuth Gaentzsch, Köln






Zu: „Wir können stolz auf uns sein“ von Laila Mirzo, JF 14/20

Handreichung für die Schule

Diese Ausführungen sind klasse, Dank für die Veröffentlichung! Sie treffen genau den wunden Punkt in unserer Gesellschaft. Als Handreichung für Schüler und Lehrer wäre dieser Text sehr hilfreich.

Walter Bonert, Forst






Zu: „Aufgeschnappt: Hochachtungsvoll“ von Matthias Bäkermann, JF 13/20

Mahnung Charles de Gaulles

Es ist doch interessant, wie unsere Gegner aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg mit dem Gedenken an die Soldaten ihres Gegner umgehen. Man sollte den Leuten, die dies mit ihren eigenen Soldaten nicht können, die Worte von Charles de Gaulle vorhalten: „Den Charakter eines Volkes erkennt man daran, wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen Soldaten umgeht.“

Werner Richter, Wasserburg






Zum Schwerpunktthema: „Abi & Uni – Jetzt noch günstiger / Alles muß raus“, JF 12/20

Reifeprüfung im Sonderangebot

Unsere Politiker lassen verlauten, wir hätten immer mehr Abiturienten mit hervorragenden Noten. Wo kommen die nur her? Tatschächlich ist es ein billiger Trick: Die Latte wurde niedriger gelegt. So wird an den Gymnasien in Niedersachsen die Leistung der Schüler nach dem sogenannten Punktesystem bewertet, das von 15 Punkten (für die beste Leistung) bis zu null Punkten geht. Interessant wird es nun aber im berufsbildenden Bereich und an den praxisorientierten Berufsakademien: Hier wird nämlich nach dem sogenannten IHK-Schema bewertet, wo bereits 92 Prozent als „sehr gut“ (Note 1) gelten. Wird an den Gymnasien zum Beispiel eine mit sieben Punkten bewertete Leistung noch als „befriedigend“ (Note 3) bewertet, sind das nach dem IHK-Schema nur 47 Prozent der geforderten Leistung, welche bereits eindeutig mit der Note 5 („mangelhaft“) bewertet wird. Noch interessanter ist die Bewertung einer Leistung mit vier Punkten: Das ist am Gymnasium noch eine Note 4 („ausreichend“)! Nach normalen Bewertungsmaßstäben (IHK) entspräche das mit nur 27 Prozent schon einer glatten 6 („ungenügend“). Da erstaunt die hohe Zahl der (immer öfter nicht studierfähigen) Abiturienten nicht mehr, mit der sich die Bildungspolitiker stets öffentlich brüsten.

Bernd Rolff, Oelkassen