© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/20 / 01. Mai 2020

DVD: Frauen in Ketten
Aufeinander angewiesen
Werner Olles

In Stanley Kramers preisgekröntem Klassiker „Flucht in Ketten“(„The Defiant Once“, 1958) gelingt einem Weißen und einem Farbigen (Tony Curtis/Sidney Poitier) die Flucht aus dem Gefängnis. Sie hassen sich, aber sie sind aneinander gefesselt und müssen lernen, Rassenvorurteile und gegenseitige Verachtung zu überwinden.

Die Parallelen zu Kramer in Eddie Romeros „Frauen in Ketten“ („Black Mama, White Mama“, USA 1973) sind unübersehbar. Dieser zählt zu den in den 1970er Jahren beliebten „Frauengefängnisfilmen“ des sogenannten „Blaxploitation“-Genres, dessen Star Pamela Grier war, die durch ihre Darstellung als tatkräftige schwarze Frau berühmt wurde. 

In einem lateinamerikanischen Arbeitslager gerät die dunkelhäutige Prostituierte Lee Daniels (Pamela Grier) mit der weißen Guerilla-Kämpferin Karen Brent (Margaret Markov) in Streit. Zur Strafe werden sie von ihren Wärtern mit Handschellen aneinander gekettet. Mit Hilfe von Karens Genossen gelingt ihnen jedoch die Flucht. Allerdings haben die beiden so verschiedenen Frauen auch völlig gegensätzliche Ziele. Während Karen sofort den Kampf wiederaufnehmen möchte, zieht es Lee zu einem Versteck, in dem Geld und Gold gelagert ist. Vor allem aber müssen sie sich nun aneinandergefesselt der Nachstellungen eines Drogenbarons und der Miliz erwehren … 

„Frauen in Ketten“ ist eine spekulative Variante von Kramers „Flucht in Ketten“ und auf seine Weise ebenfalls ein Klassiker, allerdings des Trash-Kults. Regisseur und Produzent Eddie Romero konnte jedoch mit Pamela Grier, die ihr großes Comeback 1997 in der Hauptrolle des Quentin-Tarantino-Films „Jacky Brown“ hatte, eine Darstellerin gewinnen, die ihre schauspielerische Begabung voll ausschöpfte. Die kuriose Story stammt von Jonathan Demme, der 1990 als Regisseur von „Das Schweigen der Lämmer“ Weltruhm erlangte.

Mediabook: Frauen in Ketten. OFDb Filmworks 2020, Laufzeit etwa 87 Minuten