© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/20 / 01. Mai 2020

Bayerischer Bombenfund und Dresdner Opferzahlen
Kleiner Schritt zur Wahrheit
(ob)

Im Oktober 2017 berichtete der Bayerische Rundfunk über den Fund einer Phosphorbombe im Augsburger Stadtwald. Abgeworfen von einem Piloten der Royal Air Force (RAF), der sein eigentliches Ziel, die Augsburger Innenstadt, verfehlte. Als eine Art Spätzünder könnte die damals nur regional beachtete Nachricht nun in den immer noch nicht entschiedenen Historikerstreit um die Opferzahlen der Bombenangriffe auf Dresden im Februar 1945 hineinplatzen. Denn Peter Haisenko, Journalist und Autor eines Buches über „Humane Marktwirtschaft“ (2016), hat im Mitteilungsblatt der Zittauer „Aktion Vergessen“ (Vergißmeinicht, 1/2020) die bayerische Lokalmeldung wieder aufgegriffen und knüpft daran einige kritische Bemerkungen zum 2010 vorgelegten Gutachten einer Historikerkommission. Die hatte die lange im kollektiven Gedächtnis gespeicherte Opferzahl der Luftangriffe auf unter 25.000 Menschen „korrigiert“. Ohne die durch Phosphorbomben rückstandslos verbrannten Toten zu berücksichtigen, weil die Kommission, die deswegen erfolglos in britischen Archiven anfragte, davon ausging, die RAF habe diese Waffe „niemals über deutschen Städten abgeworfen“. Mit dem Augsburger Blindgänger glaubt Haisenko nun, die Debatte neu anfachen zu können. Der Augsburger Fund könne daher „ein kleiner Schritt zur Wahrheit“ über „Dresden 1945“ werden. 


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