Was ist aus den Träumen vom Kanzler Habeck geworden? Was aus den Grünen als Volkspartei der neuen Mitte? Moralisch besser als alle anderen? Auf einzig richtigem Kurs unser Land herrlichen Tagen entgegenführend? Geschrumpft sind sie, demoskopisch und an Thematisierungskraft. Die Corona-Krise hat die Klima-Apokalypse überlagert, und so endete das Monopol der Grünen auf die Rolle des Retters. Die fiel den Unionsparteien zu, zeitweise gar einem CSU-Bayern aus Franken. 

Wie demütigend! Und weil das virusfürchtige Volk bundesweit nun schon wochenlang Fügsamkeit praktiziert, doch – anders als bei der Migrationskrise von 2015/16 – kaum Opposition gegen die Kanzlerin, können sich die Grünen weder als Merkels Schutztruppe adeln noch im „Kampf gegen Rechts“ die besseren Menschen geben. Auch zeigt sich, daß Grünen-Politiker die applausträchtigen Heilsformeln für derzeit unlösbare Probleme sehr viel besser beherrschen als plausible Diagnosen unmittelbar anzugehender Herausforderungen. Wir sehen also Schönwetterpolitiker im Dauerregen. Und weil sie dabei sehr gewöhnlich anmuten, läßt sich auch von wohlwollenden Journalisten kaum neuer Glanz herbeischreiben. Wenigstens einstweilen nicht.

Prof. Dr. Werner J. Patzelt ist emeritierter Lehrstuhlinhaber für Politikwissenschaft an der TU Dresden.