© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/20 / 08. Mai 2020

Clara Mayer. Die linksextreme Klimaaktivistin wird von den Medien umworben
Der holde Engel
Boris T. Kaiser

Die politische Fernsehwelt dieser Tage hat eine klare Einteilung in gut und böse: Böse ist alles, was rechts, mitunter auch was konservativ oder wirtschaftsliberal ist. Als gut, nahezu heilig, gilt jeder, der für eine bessere, sprich grünere und linkere Welt kämpft. Einen besonders strahlenden Engel präsentierte kürzlich das ZDF in Person der deutschen „Fridays for Future“-Ikone Clara Mayer.

Im Rahmen der TV-Reihe „Leidenschaft, Alter!“ traf die 18jährige auf das radikallinke, grüne Urgestein Hans-Christian Ströbele. Gleich zu Beginn erzählt die junge Berlinerin, daß sie gerade Abitur gemacht und derzeit „zwei Achtstunden-Jobs“ habe: „einmal beim Roten Kreuz auf der Intensivstation und einmal: Fridays for Future“. Die fleißige Heroin kommt aus einer Ärzte-Familie und wollte eigentlich auch Medizin studieren. Doch habe sie mit dem Klimaaktivismus „gerade etwas gefunden“, mit dem sie „vielleicht noch viel mehr Menschen helfen“ könne als als Ärztin.

Das ZDF begleitete sie bei einer illegalen Aktion in Berlin: FFF-Aktivisten beklebten die Beleuchtung und tauchten so das Brandenburger Tor in grünes Licht. Mayers erste Frage, nachdem dies wider Erwarten „irgendwie doch geklappt“ hat: „Macht jemand ein Bild für die Instagram-Story?“ „Druck kann am besten von der Straße kommen“, darin sind sich das Klima-Mädchen und Revolte-Rentner Ströbele einig. Die Gründung einer speziellen FFF-Partei hält Mayer nicht für sinnvoll. Sie will eine überparteiliche Mehrheit gegen globale Erwärmung.

Vieles, was sie sagt und tut, könnte so ähnlich, mit anderem thematischem Schwerpunkt, auch von einer Aktivistin der Identitären Bewegung kommen. Freilich würde der öffentlich-rechtliche Rundfunk einer solchen nie so unkritisch ein Forum bieten – gar noch für ein Treffen mit einer rechten „Politlegende“. 

Auch Einladungen zu TV-Talkshows oder eine Rede bei der Aktionärs-Hauptversammlung von VW, wo Mayer letztes Jahr sprach, wären da sicherlich nicht drin. Was für ein Glück also für die sendungsbewußte Klimaschützerin, daß sie auf der richtigen Seite steht, um ihren oft blasiert wirkenden und affektiert vorgetragenen Geltungsdrang medial ausleben zu können. Mayer ist natürlich gegen Rechts, genauer gegen alles, was nicht links oder auch, was einfach nur zu deutsch ist. „Nie, nie, nie wieder Deutschland!“ schrie sie 2019 bei einer linken Demo, mit der gleichen schrill-infantilen und arroganten Selbstverständlichkeit, mit der sie dem 80 Jahre alten Ströbele die Welt erklärt. Daß das in diesem Fall immerhin besser als umgekehrt ist, wird klar, als der Backfisch sich gegen jede Form von Gewalt in der politischen Auseinandersetzung ausspricht und der Ex-RAF-Anwalt widerspricht und sagt: „So absolut sehe ich das nicht.“ Sein alter Freund Horst Mahler würde ihm da wohl sicherlich beipflichten.