© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/20 / 08. Mai 2020

Gute Stasi-Zensuren für Ernst Noltes Gegner
Ideologische Übereinstimmungen
(dg)

Welche Resonanz fand der 1986 ausgebrochene „Historikerstreit“ in der DDR? Diese bislang offene Frage geht die Bielefelder Zeithistorikerin Christina Morina in einer auf Akten aus Erich Mielkes Ministerium für Staatssicherheit (MfS) gestützten Studie nach (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 2/2020). Wie aus einem von Morina entdeckten Gutachten aus der Feder eines hauptamtlich für die Stasi tätigen Historikers hervorgeht, gab sich Mielkes Truppe der Hoffnung hin, das schon damals übliche „breite Bündnis“ von Kontrahenten Ernst Noltes auf der „Basis der politisch-ideologischen Übereinstimmung“ für die DDR-Geschichtspropaganda einspannen zu können. Als aussichtsreichste Kandidaten für eine solche Einflußnahme galten Hans-Erich Volkmann und der nach 1990 als Leiter einer Historikerkommission zur Revision der Zahl der Opfer alliierter Bombenangriffe auf Dresden bekannt gewordene Rolf-Dieter Müller. Volkmann mit seinen Arbeiten über deutsche Agrareliten und Müller mit seinen Ansichten zur Wehrmacht „nähern sich unseren Auffassungen am weitesten an“. Trotz dieser durch Informelle Mitarbeiter verstärkten, potentiellen „Fünften Kolonne“ unter westdeutschen Historikern habe die Stasi wegen der Agonie des SED-Staates aber auf eine „großangelegte Ausschlachtung“ des Historikerstreits verzichten müssen. 


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