Niclas Herbst legte eine CDU-Bilderbuchkarriere hin, doch 2012 kam der Karriereknick: Eine Wahlkreisreform vermieste die Landtagsrückkehr, die EU-Wahl 2014 ging schief. Deswegen wollte der Lauenburger fünf Jahre später alles richtig machen: Herbst versprach seinem Landesparteichef Daniel Günther, nicht zuzulassen, „daß Populisten von links und rechts dieses großartige Projekt Europa kaputtmachen“. Doch die wurden 2019 so stark wie nie zuvor, aber als schleswig-holsteinischer Spitzenkandidat stand dem Abgang nach Brüssel nichts mehr im Wege. Seinen Wählern versprach er, „die Ergebnisse der UN-Klimakonferenzen von Paris und Kattowitz“ zu verwirklichen und sich auch für „schleswig-holsteinische Projekte“ einzusetzen. Ein heimisches Traditionsgewerbe wie die Fischerei zählt der 47jährige Klimabewegte, der im Haushaltsausschuß des Europaparlaments sitzt, nicht dazu. So wirkte er nur an der Abwicklung der seit 1990 auf dem EU-Aussterbe-Etat stehenden deutschen Ostseefischerei mit.

Eine Abwrackprämie soll sozialverträgliches Aus für deutsche Ostseefischer ermöglichen.

Als Berichterstatter des Fischereiausschusses habe er immerhin durchgesetzt, daß die EU-Abwrackprämien auch auf Kutter der westlichen Ostsee ausgeweitet werden: „Damit profitieren auch unsere Fischer von der Unterstützung und nicht nur ihre Kollegen aus Polen und dem Baltikum“, verkündete Herbst der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung. Ein Angebot, das viele der 149 verbliebenen Haupterwerbsfischer seines Bundeslandes akzeptieren dürften, nachdem die EU-Fischereiminister ihnen Ende 2019 die Fangquoten für Dorsch und Hering abermals drastisch um 65 beziehungsweise 60 Prozent gekürzt haben. Ob die Abwrackprämien im niedrigen zweistelligen Millionen-Bereich und die vier Millionen Co-Finanzierung vom Bund angesichts der Corona-Krise wirklich fließen und so einen sozial verträglichen Ausstieg schmackhaft machen, ist aber noch nicht ausgemacht.