© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/20 / 15. Mai 2020

IS-Anhänger gesteht Anschlagsserie in Bayern
Der falsche Täter
Hans-Hermann Gockel

Versuchter Mord in 27 Fällen. Schwere Brandstiftung. Gefährliche Körperverletzung. Unerlaubter Waffenbesitz. Rohrbombenbau. Hantieren mit Chemikalien. Und als Motiv für Attentate: „Haß auf Türken!“ Man sollte annehmen, daß aus einer derartigen Gemengelage zwangsläufig die Topmeldung einer jeden Nachrichtensendung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens wird – diesmal nicht. So liegt der Verdacht nahe, daß ein 25jähriger Kurde für ARD und ZDF schlicht der „falsche“ Täter ist. Die verkrampfte Berichterstattung über die Anschlagsserie von Waldkraiburg in Bayern, deren Opfer türkische Ladenbesitzer waren, fand ihren peinlichen Höhepunkt im ZDF-„heute journal“. 

Moderator Claus Kleber, dem sonst keine empörungsschwangere Wortgirlande zu viel ist, ließ seine Co-Sprecherin Gundula Gause lediglich eine kurze Meldung verlesen. Immerhin reichten ihr die 39 Sekunden, um den Geständigen einen „in Deutschland geborenen Mann, Sohn türkischstämmiger Eltern“ bemüht sauber ethnisch einzuordnen. Was sich die Öffentlich-Rechtlichen verkneifen mußten, hatte sich jedoch Martina Renner, stellvertretende Parteivorsitzende der Linken, vor dem Geständnis des selbsternannten IS-Anhängers nicht nehmen lassen: die eindringliche Warnung vor „rechtsterroristischen Netzwerken“.






Hans-Hermann Gockel war Nachrichtenmoderator bei Sat.1 und N24.