© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/20 / 15. Mai 2020

Zitate

„Der Status quo ante, also zurück zur alten Normalität, ist vielen Wirrköpfen, die sich im Netz (…) tummeln, nachgerade ein Herzensanliegen. All diesen Spinnern und Corona-Kritikern sei gesagt: Es wird keine Normalität mehr geben wie vorher. Madonna, Robert de Niro und 200 andere Künstler fordern zu Recht, nach der Corona-Krise Lebensstil, Konsumverhalten und Wirtschaft grundlegend zu verändern.“

Rainald Becker, ARD-Chefredakteur, in den ARD-„Tagesthemen“ am 7. Mai





„In den Vereinigten Staaten und Großbritannien, wo Regierungsversagen und Mißverständnisse weitaus gravierender und häufiger aufgetreten sind, bleibt ein großer Teil der öffentlichen Meinung weiterhin unterstützend, mitunter sogar enthusiastisch. Nicht so in Frankreich. Zum Teil ist es eine Frage des nationalen Charakters und des Gefühls für den französischen Exzeptionalismus. Die Franzosen sind selten mit dem zufrieden, was ihre Führer tun. Und angesichts der Volatilität der Coronavirus-Krise gibt es viel zu kritisieren.“

John Lichfield, britischer Frankreichkorrespondent, in der europäischen Ausgabe von „Politico“ am 8. Mai





„Jede Zeit hat die Komiker, die sie verdient. Das Dritte Reich und die fünfziger Jahre hatten Heinz Rühmann, der mit ewig belegter Stimme die Sorgen und Hoffnungen der kleinen Leute zum Klingen brachte. Der Rühmann unserer Tage (...) ist nicht mehr die Stimme des kleinen Mannes und der kleinen Frau, sondern er ist der Klassensprecher aller Lehrerkinder und moralisch bewegten Studenten und Studentinnen. Unser Rühmann heißt Jan Böhmermann. Das Kennzeichen des ewigen Schülersprechers ist sein eigenes Lachen und die vorgeführte Ambitionslosigkeit, noch irgend etwas können zu wollen.“

Bernd Stegemann, Dramaturg, auf „Cicero“-Online am 10. Mai





„Wer sich jetzt auf einen Marktplatz stellt und das Ende aller Beschränkungen fordert, der macht es sich  einfach, indem er eine  einfache Lösung für hoch komplexe und nie dagewesene Herausforderungen verlangt. Andererseits sind extreme Standpunkte sogar notwendiger Bestandteil auf dem Weg durch diese Krise:  ‘Wir gelangen nur selten anders als durch Extreme zur Wahrheit – wir müssen den Irrtum – und oft den Unsinn – zuvor erschöpfen, ehe wir uns zu dem schönen Ziele der ruhigen Weisheit hinaufarbeiten’, schrieb Friedrich von Schiller schon vor mehr als 200 Jahren.“

Ivo Knahn, stellvertretender Chefredakteur, in der „Main-Post“ am 10. Mai





„Ausgerechnet Karl Lauterbach (SPD) gehört zu den härtesten Lockdown-Verfechtern. Keine unnötigen sozialen Kontakte! Andererseits scheint zur Zeit kaum jemand so oft unter Leute zu gehen wie er. Warum bleibt er nicht zu Hause? (...)Es ist leicht, den Hardliner zu spielen, wenn man selber für die Folgen nicht haften muß. Auf Twitter verkündete Lauterbach, jetzt sei ‘keine Zeit für Brot und Spiele’. Er hat beides. Mir fällt da sofort das klassische Beispiel des Kirchenfürsten ein, der anderen das Zölibat predigt und selber eine Freundin hat.“

Harald Martenstein, Kolumnist, im „Tagesspiegel“ am 10. Mai