© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/20 / 15. Mai 2020

Fehler der Woche
Übern Jordan gegangen
Christian Vollradt

Immerhin: Das Eingeständnis des Militärischen Abschirmdienstes, einen Fehler gemacht zu haben, kam diesmal ziemlich schnell. Das ist ein – positiver – Unterschied zur leidigen Affäre aus dem Jahr 1984, als die Bundeswehr-Geheimen einen untadeligen General zum Gast im Strichermilieu und damit zum Sicherheitsrisiko phantasierten. Diesmal ging es um eine – peinliche – Petitesse, es wurde nichts erfunden, sondern im Gegenteil, etwas Existierendes gestrichen. Im offiziellen MAD-Bericht war auf einer Karte des Einsatzgebiets Jordanien Israel versehentlich mit eingefärbt und so zum Teil des Nachbarstaats geworden. Nach einem ersten Hinweis habe man den  Fehler „unverzüglich korrigiert“. In einer Pressemitteilung bat Amtschef Christof Gramm „ausdrücklich“ um Entschuldigung. Daß sich die interne Aufklärung akustisch eher auf dem Niveau Kasernenhof als Behördenzimmer abspielte, verhehlt sein Schreiben kaum: „Ich habe mich intensiv im persönlichen Gespräch mit den verantwortlichen Mitarbeitern zu diesem Fehler ausgetauscht.“ Wahrscheinlich wäre die Intensität des Austauschs geringer gewesen, hätten die Grafiker Andorra überpinselt. Da aber der MAD „gegen Antisemitismus und Extremismus kämpft“, hätte der Fehler nicht passieren dürfen. In der korrigierten Fassung fiel dann der Gazastreifen an den israelischen Staat.