© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/20 / 15. Mai 2020

CD-Kritik: Böhse Onkelz
Gelebtes Leben
Thorsten Thaler

Vierzig Jahre und kein bißchen leise. „Die hier besungenen Ereignisse fanden zwischen 1980 und 2020 statt“, spricht der Schauspieler Ben Becker mit einschmeichelnder Stimme das Intro zum neuen Album der Böhsen Onkelz. „Auf unseren Wunsch wurde der Name nicht geändert“, spielt er auf die wiederholte Aufforderung an die Band an, sie solle sich einen anderen Namen geben, um ihren politischen Wandel glaubhaft zu unterstreichen. Selbstredend war das für die Onkelz nie ein Thema, spielten sie doch schon vor über 25 Jahren, 1993, „Rock gegen Rechts“-Konzerte. Der Prolog schließt mit den Worten: „Die meisten Menschen auf der Welt glauben nicht die Wahrheit, sondern lieber das, von dem sie wünschten, daß es die Wahrheit wäre.“

Diesem Einstieg folgen zwölf Titel, mit denen passend zum Bandjubiläum die Onkelz „vor der eigenen Haustür fegen“, wie sie auf ihrer Netzseite schreiben. Und sie versprechen nicht zuviel: Die Texte handeln durchweg von gelebtem Leben, beschönigen nichts, reflektieren auch grenzwertige Erfahrungen wie die Alkoholsucht von Sänger Kevin Russell („Saufen ist wie Weinen“). Die Botschaft des Albums („Wie aus der Sage“) ist klar: „Ich stehe auf wie aus der Sage/ Mit neuer Kraft aus der Niederlage/ Kämpfen macht dich stark/ Nicht das Gewinnen/ Nach dem Fallen wieder aufstehen/ Und von vorne beginnen“.

Böhse Onkelz  Böhse Onkelz Matapaloz 2002  www.onkelz.de