© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/20 / 15. Mai 2020

Frisch gepresst

Bonhoeffer. Das Büchlein, das die als Biographin von Hans und Sophie Scholl auf den Plan getretene Historikerin Barbara Ellermeier nun über den noch am 9. April 1945 hingerichteten Theologen Dietrich Bonhoeffer (JF 16/20) vorlegt, erhebt nicht den Anspruch, ein wissenschaftlicher Beitrag zur Geschichte des Widerstands gegen das NS-Regime zu sein. Ihre Lebensskizze, eingebettet in einer Zitatencollage, die sie aus Tagebüchern, Notizen und Briefen komponiert, zielt vielmehr auf die unmittelbare Begegnung mit einem unerschrockenen Glaubenszeugen. Jedes kundig ausgewählte Zitat führt dabei dem Leser vor Augen, daß der gegenwärtige schaurige Zustand der protestantischen Kirche, einer „sozialpolitischen NGO“ (Egon Flaig) im „Open-Society“-Modus, Lichtjahre von ihrer Verfassung zu jener dunklen Zeit entfernt ist, als Bonhoeffer in der Haft Kraft aus  dem Bewßtsein schöpfte, „eine Vergangenheit und ein innere Erbe zu besitzen“, „getragen zu sein von einer geistigen Überlieferung, die durch Jahrhunderte reicht“, das ihm „allen vorübergehenden Bedrängnissen gegenüber das sichere Gefühl der Geborgenheit“ vermittelte. (dg)

Barbara Ellermeier: Es lebe die Freiheit! Dietrich Bonhoeffer. Bene! Verlag, München 2020, gebunden, 139 Seiten, 12 Euro





Psychopharmaka. Der Begriff Psychopharmakon kommt aus dem Altgriechischen. Psyche bedeutet Seele, pharmakon Gabe – wörtlich gesprochen sind Psychopharmaka also „Seelengaben“, um die psychische Verfassung zu beeinflussen. Am wohl bekanntesten: Antidepressiva mit ihrem stimmungsaufhellenden Effekt, aber eben auch einer Reihe von Nebenwirkungen. Die Psyche ist sensibel, deshalb muß die Pharmazie auch gelernt sein. Burkhard Voß weiß, wovon er spricht – er ist Neurologe, Psychiater und Psychotherapeut mit eigener Praxis. Er beantwortet grundlegende Fragen, etwa zu Herkunft und Wirkung verschiedener Pharmaka. Auch das Gefahrenpotential von bewußtseinsverändernden Substanzen läßt er nicht außer acht und erklärt, was Drogen mit unserem Körper anstellen. Sein Frage-Antwort-Spiel ist anschaulich, doch er beantwortet viele Fragen zu knapp und definiert Begriffe zu schwammig. Dadurch bleibt der Wissensdurst des Lesers teils unbefriedigt. (zit)

Burkhard Voß: Psychopharmaka und Drogen. Fakten und Mythen in Frage und Antwort, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2020, broschiert, 166 Seiten, 22 Euro