© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/20 / 22. Mai 2020

Meldungen

Sozialisten-Protest gegen Corona-Auflagen

LA PAZ. Wegen der verschobenen Präsidentschaftswahlen wächst der Druck auf die liberalkonservative Interimspräsidentin Boliviens, Jeanine Áñez Chávez. In der viertgrößten Stadt des Landes, Cocha­bamba, protestierten Indianer-Aktivisten und Anhänger des im argentinischen Exil lebenden ehemaligen Präsidenten Evo Morales (JF 50/19) gegen die Corona-Einschränkungen der Regierung. Dabei kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Innenminister Arturo Murillo Prijic warnte vor einer weiteren Destabilisierung des südamerikanischen Landes und drohte den Demonstranten, daß sie „entweder durch das Coronavirus oder im Gefängnis sterben werden, weil sie die Quarantänebeschränkungen wegen der Covid-19-Pandemie nicht einhalten“. Sein Stellvertreter Javier Issa behauptet, daß Geheimdienstinformationen vorlägen, wonach Funktionäre der sozialistischen Partei MAS (Bewegung für den Sozialismus) von Morales die Corona-Krise für ihre politischen Ziele instrumentalisieren würden. Das Parlament verlangt, daß Präsidentschaftswahlen innerhalb der nächsten drei Monate stattfinden sollten. (fis)





Madagaskar schwört auf Corona-Medikament

ANTANANARIVO. Der Präsident von Madagaskar, Andry Rajoelina, hat den Bürgern des Landes empfohlen, das Kräutergetränk Covid-Organics einzunehmen, um sich vor dem Coronavirus zu schützen. „Es wurde festgestellt, daß diejenigen, die derzeit krank sind, Covid-Organics nicht eingenommen haben“, sagte Rajoelina laut der Tageszeitung Madagascar Tribune. Am Sonntag verzeichnete der Inselstaat den ersten Corona-Toten. Auch der nun verstorbene 57 Jahre alte Madagasse habe den Kräutertrunk nicht zu sich genommen, da er Diabetiker gewesen sei, erklärte der Präsident. Covid-Organics enthält den Wirkstoff Artemisinin, der aus einer ursprünglich chinesischen Pflanze gewonnen und in Madagaskar seit mehr als 20 Jahren gegen Malaria verwendet wird. Bedenken der Weltgesundheitsorganisation, die Wirkung des Getränks sei nicht erforscht, wies Rajoelina zurück. „Wenn ein europäisches Land das Mittel gefunden hätte, bestünden nicht so viele Zweifel“, sagte er dem Radiosender France 24. Die Weltgesundheitsorganisation könne nicht akzeptieren, daß „eines der ärmsten Länder der Welt diese Formel gefunden hat, um die Welt zu retten“. Seitdem Rajoelina im April das vom madagassischen Forschungsinstitut Imra entwickelte Covid-Organics als „vorbeugend und heilsam gegen Covid-19“ vorstellte, verteilt das Militär den Tee in bestimmten Regionen des Landes kostenlos. Auch andere afrikanische Länder setzen auf den Pflanzenextrakt. Madagaskar zählt bislang 304 Corona-Infektionen. (hr)