© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/20 / 22. Mai 2020

Zeitschriftenkritik: Freilich
Altlinke Ressentiments und neue Netzwerke
Werner Olles

Seit der Corona-Krise ist unsere angeblich heile Welt aus den Fugen geraten. Sogenannte Zukunftsforscher machen sich Gedanken, wie es danach weitergehen soll. Der ehemalige Frankfurter Sponti-Linke, Pflasterstrand-Mitarbeiter und Gründer des „Zukunftsinstituts“, Matthias Horx, stellt in der aktuellen Ausgabe (Nr. 8, April 2020) der zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift Freilich einige recht gewagte Thesen zur Diskussion. Es sei eine „Kultur der Erreichbarkeit, der Verbindlichkeit“ entstanden, die es zu nutzen gelte. Spaziergänge und Bücher lesen seien wieder „Kult“ geworden bei Menschen, die sonst nie zur Ruhe kamen. Schon im Sommer würden Medikamente entdeckt werden, die die Überlebensrate erhöhten, und Corona werde „zu einem Virus wie die Grippe“. Zudem finde eine „Lokalisierung des Globalen“ statt, die zuvor schmerzlich vermißte Höflichkeit sei wie Humor und Mitmenschlichkeit wieder im Kurs gestiegen.

Pessimisten sehen darin allerdings eine Menge Sozialromantik im Spiel, und vor allem seine Behauptung, daß „aus dem massiven Kontrollverlust plötzlich ein regelrechter Rausch des Positiven“ werde, dürfte wohl eine Fehleinschätzung sein. Wenn dann noch altlinke Ressentiments sich Bahn brechen, Horx die Abwahl Donald Trumps im November herbeiphantasiert und der AfD „ernsthafte Zerfallserscheinungen“ wünscht, weil „eine bösartige, spaltende Politik nicht zu einer Corona-Welt paßt, Populismus im Ernstfall ohnehin destruktiv“ sei, da „diejenigen, die Menschen gegeneinander aufhetzen, zu echten Zukunftsfragen nichts beizutragen haben“, ist man geneigt zu sagen: „Setzen, mangelhaft“!

Näher an der Realität ist der frühere Islamist Irfan Peci mit seinen Interview-Aussagen über den „Heiligen Krieg“ in Europa. Obwohl pro Jahr laut einer Statistik der Generalbundesanwaltschaft über 1.000 islamistische Terrorverfahren laufen, werde die Szene immer unüberschaubarer, und die Ermittler wüßten nicht mehr, wo sie anfangen sollten. Das größte Problem sei aber, daß die liberalen westlichen Gesellschaften das „Eigene“ vergessen hätten und so Tor und Tür für islamistische Ideologien öffneten. Man müsse diesen geistig etwas entgegensetzen, da es sonst zum Bürgerkrieg komme. Je länger man wegschaue oder aus ideologischen Gründen die Gefahr bewußt herunterspiele und leugne, daß die radikalen Ränder des Islam auf Terror setzten, um so eher drohe eine Eskalation.

Über die Verfolgung und Bedrohung Andersdenkender durch linksextreme Netzwerke berichtet ein weiterer Beitrag. Dies reiche von Fahndungsplakaten und Denunziationen bis zu Brandanschlägen und schweren Körperverletzungen. Doch sind diese linksextremen Netzwerke in Deutschland einflußreich und werden mit erheblichen Steuermitteln gefördert. Linksextremismus gelte im Mainstream-Journalismus und in den GEZ-finanzierten Medien nicht als Makel, sondern diene als Karrieremotor.

Kontakt: Freilich GmbH, Mandellstr. 7, A-8010 Graz. Das Einzelheft kostet 13 Euro, ein Jahresabo 85 Euro.

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