© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/20 / 22. Mai 2020

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Jetzt geht es uns Motorradfahrern an den Kragen: Der Bundesrat verabschiedete vergangenen Freitag eine Entschließung, in der er sich dafür einsetzt, die Geräuschemissionen für alle neuen Motorräder auf maximal 80 Dezibel zu begrenzen (Drucksache 125/20). Zum Vergleich: Das entspricht ungefähr der Lautstärke eines Klavierspiels. Aus Lärmschutzgründen hält die Länderkammer zudem „zeitlich beschränkte Verkehrsverbote für Motorräder an Sonn- und Feiertagen“ für notwendig. Davon ausgenommen werden sollen nur Motorräder mit „alternativen Antrieben“. Darüber hinaus fordert der Bundersrat das Recht für Polizisten, Fahrzeuge bei gravierenden Lärmüberschreitungen „sofort sicherzustellen oder an Ort und Stelle zu beschlagnahmen“. Starker Tobak! Wer will schon mit einem elektrisch betriebenen Motorrad durch die Landschaft düsen? Oder gar mit einer Harley, die sich wie ein Haartrockner anhört? Außerdem: Jedes Kammerkonzert, von den meisten klassischen Symphoniekonzerten oder Wagner-Opern zu schweigen, ist lauter. Nach Angaben der Hörakustiker-Genossenschaft Hörex liegen die Werte dafür zwischen 90 und 120 Dezibel. Aber vielleicht nutzt es ja dem Lärmschutz, wenn wir solche Konzerte sonntags verbieten.


Fundstück der Woche auf Youtube und gleich meiner Liste potentieller Beerdigungslieder hinzugefügt: „Haut mir kein’ Stein“ der deutschen Folkband Versengold um Sänger Malte Hoyer. Refrain: „Haut mir kein’ Stein, schlagt mir kein’ Kreuz und macht mir keine Kerzen an/ Brennt mich lichterloh zu Asche, trinkt ein Bier auf mich und dann/ Lest mir bitte keine Messe, legt kein’ Kranz wohin ich starb/ Sondern baut mir dort ein Schankhaus und tanzt auf meinem Grab.“


Der Sommerurlaubsort mag in diesen Corona-Zeiten noch ungewiß sein, die Urlaubslektüre ist es definitiv nicht. Für den 16. Juni hat der Verlag Kiepenheuer & Witsch das Buch „Bretonische Spezialitäten“ des pseudonymen Autors Jean-Luc Bannalec angekündigt. In seinem neunten Fall ermittelt der vor Jahren aus Paris an die Atlantikküste zwangsversetzte Kommissar Georges Dupin in einer heimtückischen Mordserie im Umfeld exquisiter Restaurants. Schauplätze sind dieses Mal die pittoreske Hafenstadt Saint-Malo, die für ihre Austern bekannte Gemeinde Cancale in der Bucht von Mont-Saint-Michel und das hochherrschaftliche Seebad Dinard. Auf Bannalecs unvergleichliche Beschreibungskunst von Landschaften (Streifzüge vom 7. Juli 2017) darf sich jeder Frankreich-Liebhaber schon jetzt freuen.