© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/20 / 29. Mai 2020

DVD: Gewagtes Alibi
Tödliche Rivalität
Werner Olles

Der Film „Gewagtes Alibi“ („Criss Cross“, USA 1949) war Robert Siodmaks dritter Gangsterstreifen in den 1940er Jahren und knüpfte thematisch an „The Killers“ (1946) an. Wieder spielt Burt Lancaster die Rolle eines Mannes, der wegen einer verführerischen, aber betrügerischen Frau in ein Verbrechen verwickelt wird. Und wieder widmet Siodmak der Ausführung des Überfalls auf einen Geldtransport größtmögliche Aufmerksamkeit.

In dem zwielichtigen Barbesitzer Slim Dundee (Dan Duryea) trifft Steve Thompson (Burt Lancaster) einen Verbrecher, wie er in den Filmen der Schwarzen Serie oft anzutreffen: eiskalt, völlig skrupellos, diabolisch, sadistisch und auf seltsame Art und Weise entrückt. Mit ihm, der mit Steves ehemaliger Geliebten Anna (Yvonne de Carlo) liiert ist, muß er sich in einem tödlichen Zweikampf messen. 

Siodmak arbeitet in „Gewagtes Alibi“ mit genialen Rückblenden: Steve kehrt nach mehreren Jahren nach Los Angeles zurück, das er nach seiner gescheiterten Ehe mit Anna verlassen hatte. Obwohl sie inzwischen mit Dundee zusammenlebt, ist die Liebe zwischen Steve und ihr noch nicht erkaltet; sie beginnen wieder eine neue Affäre. Steve und der eifersüchtige Dundee verabreden sich dennoch für den Überfall auf den Geldtransporter. Nachdem Steves Freund dabei kaltblütig erschossen und er selbst schwer verletzt wird, versucht er zu retten, was noch zu retten ist. In einer Hütte in Palos Verdes wartet Anna mit seinem Anteil der Beute auf ihn. Tatsächlich will sie jedoch mit Steves Anteil vor Dundee fliehen …

„Gewagtes Alibi“ ist ein hervorragend inszenierter Film Noir, um Gewalt, Betrug und Besessenheit, der die Stimmung der Schwarzen Serie meisterhaft charakterisiert. Die Szenen im Nebel der Tränengasbombe, in dem kaum zu erkennen ist, wer gegen wen kämpft, sind visuell präzise in brillanten Schnittfolgen aufgelöst (Schnitt: Ted J. Kent, Kamera: Franz Planer). Die Rolle der Anna ist wohl zum ersten Mal in einem Gangsterfilm im Zentrum des Interesses angelegt, sie ist die eigentliche treibende Kraft, gegen die auch der Steve zugeneigte Polizeileutnant nichts auszurichten vermag, und so steht am Ende Annas und Steves schicksalhafte Selbstzerstörung.

DVD/Blu-ray: Gewagtes Alibi. KochMedia 2020, Laufzeit etwa 84 Minuten