© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/20 / 05. Juni 2020

CD-Kritik: Ludwig van Beethoven
Himmelsbeben
Jens Knorr

Wer vor dem Hören den Kurzessay des Hornisten Christian Binde liest, der hat mehr vom Hören danach! Binde, Gründer und Leiter des Kammerensembles Compagnia di Punto, umreißt prägnant die Stellung Beethovens und seiner Symphonien 1 bis 3 im Musikleben der Zeit und begründet auch Eingriffe in die Arrangements für Kammerensembles, welche die elf Freunde der Compagnia spielen: die Erste und die Dritte von Carl Friedrich Ebers arrangiert, die Zweite von Ferdinand Ries, Schüler und Vertrauter Beethovens.

Bearbeitungen seiner Kompositionen stand Beethoven allein schon aus aufführungspraktischen und finanziellen Gründen nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber. Wer aber arrangiert, muß neu komponieren! In Ausführung der Compagnia sind die Arrangements auf Widerstand gebürstet. Befreit von Fett- und Staubschichten mystifizierender oder scheppernd auftrumpfender Interpretationen, bieten sie noch die knappste Pointierung, schroffste Dissonanz, raffinierteste Schattierung höflich dar.

Als ein „Gruppengespräch“ deklariert Klarinettist Markus Schön die Interaktionen zwischen den Musikern. Gelänge es Großorchestern, wenigstens einiges von der artikulatorischen Schärfe dieses Gruppengesprächs in ihre Aufführungen hineinzunehmen, dann sollte uns um Beethoven im Jubiläumsjahr nicht bange sein.

Beethoven Symphonien Nr. 1–3 dhm/Sony 2020 www.sonyclassical.de www.cpunto.de