© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/20 / 05. Juni 2020

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Ausflug nach Wustrau ins Brandenburg-Preußen-Museum, das erfreulicherweise auch Pfingstmontag geöffnet hat. Vor genau zwanzig Jahren wurde es auf Initiative des Privatbankiers Ehrhardt Bödecker (1925–2016) aufgebaut. Die Sammlung und die Hauptausstellung des Museums konzentrieren sich auf die Geschichte Brandenburgs und Preußens vom beginnenden 15. bis in das 20. Jahrhundert. In der sehr gepflegten Gartenanlage des Museums fällt zunächst ein seitlich vor dem Eingang liegender großer Gedenkstein ins Auge, der die Inschrift trägt: „Den Opfern der Vertreibung aus Preußen 1945–1950“. Unser Kurzbesuch gilt diesmal jedoch nicht der preußischen Historie von der Christianisierung mit Kreuz und Schwert im Hochmittelalter bis zum Ende der Hohenzollernmonarchie 1918, sondern der aktuell in der oberen Etage gezeigten Sonderausstellung „Wilde Heimat Brandenburg“. Hier präsentiert die aus Neuruppin stammende Steinmetzmeisterin und Naturfotografin Anke Kneifel atemberaubende Aufnahmen von Säugetieren, Vögeln und Insekten aus dem Ruppiner Land. Viele Fotos enstanden nach zum Teil stundenlangem Warten im Rhinluch, einer Niedermoorlandschaft im Norden Brandenburgs. Das nach Museumsangaben zweitälteste Naturschutzgebiet Preußens beherbergt eine „einmalige Artenvielfalt“, darunter auch 30 Vogelarten, die auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten stehen wie der Eisvogel oder der Fischadler. Weitere Informationen zum Museum und der bis Anfang Dezember laufenden Ausstellung gibt es im Netz unter www.brandenburg-preussen-museum.de


„Wer lebendig leben konte, der schafft es auch, besser zu sterben.“ (Liedermacher Wolf Biermann in einem Interview mit Christ & Welt in der Wochenzeitung Die Zeit vom 28. Mai)


Wustrau ist auch der Geburts- und Beisetzungsort des berühmten preußischen Reitergenerals Hans Joachim von Zieten (1699–1786), eines engen Vertrauten Friedrichs des Großen. Deshalb steht neben dem Museum ein Zieten-Denkmal und tragen Gaststätten in der Umgebung Namen wie „Zum Alten Zieten“ oder „Husarenschänke“. Wir jedoch nehmen Platz auf der Terrasse eines schmucken Seehotels mit Blick auf den Ruppiner See. Und glauben unseren Sinnen kaum zu trauen: Direkt über uns kreisen, gut erkennbar, zwei Rotmilane, auch Gabelweihen genannt. Just diese Greifvogelart (neben anderen) haben wir eben erst in Aufnahmen der im Brandenburg-Preußen-Museum ausstellenden Fotografin Anke Kneifel gesehen!