© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/20 / 05. Juni 2020

Blick in die Medien
Macht ist was Schönes
Ronald Berthold

Warum diskriminiert Anne Will die Angehörigen des diversen Geschlechts? Was hat die Talkshow-Moderatorin für ein Weltbild, in dem nur Frauen und Männer vorkommen? Scherz beiseite – noch hat kein Gender-Verrückter die 54jährige attackiert, weil sie die deutsche Sprache nicht konsequent genug verhunzt.

Stolz benannte sie in ihrer Sendung den Bund der Steuerzahler in eine aus ihrer Sicht moralisch richtige Form um. Und das immer wieder. Provokativ schaute sie dann dessen Chef Reiner Holznagel an: „Da staunen Sie, daß wir ‘Bund der Steuerzahler_innen’ sagen, ne?“ Jeder sah, wie sehr die missionarische ARD-Dame ihre Selbstüberhöhung genoß. Aus einem „ich“ wurde flugs ein „wir“. Und als das fleischgewordene, mit den Gebühren aller bezahlte Fernsehen kann man auch bestimmen, welchen Namen sich ein Verein zu geben hat. Macht ist was Schönes. Machtgeilheit wirkt manchmal unangenehm.

Die Grüne sprach gar vom „Steuer_Innenzahler-Bund“ – aber das wohl unabsichtlich.

Holznagel blieb tapfer: „Steuern zahlen müssen alle, insofern fühlen sich auch alle angesprochen. Es ist völlig in Ordnung so.“ Die infantile Annalena Baerbock erlebte einen inneren Bundesparteitag und wollte gleich ganz eifrig mitmachen. Nur leidet selbst das wohlwollendste Publikum darunter, daß sie immer so ungeschickt ist. 

Bei der Grünen-Vorsitzenden wurde die ohnehin weibliche Steuer noch weiblicher: Sie sprach vom „Steuer_Innenzahler-Bund“. Kann in der ganzen Aufregung schon mal passieren. Wer glaubt, Strom könne man im Netz speichern, der muß man auch nachsehen, daß sie die Kobolde im Tank nicht gendert, dafür aber die Gelder, von denen sie lebt. Insofern schade, daß Anne Will nicht den Namen ihrer so angehimmelten Gesprächspartnerin geschlechtergerecht umformte. Müßte frau „die Annalena“ statt mit „Baerbock“ moralisch richtig nicht mit „Baer_in-Zicke“ ansprechen? Naja, vielleicht beim nächsten Mal. Die Talkshow darf ja jeden Sonntag darüber entscheiden, was wir wie zu sagen haben.