© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/20 / 05. Juni 2020

Umwelt
Einsame Schweine
Volker Kempf

Tiererlebnisparks und Besucherbauernhöfe leiden weiter unter den Corona-Einschränkungen. Bei Zoos heißt es „Einlaß nur mit Reservierung!“ Das ist nicht nur für Kinder oder Rentner mißlich, auch Tiere wollen beschäftigt sein. Mehrere Medien berichten über die vielfältigen Probleme. Und Tierbilder kommen immer gut bei den Lesern. Um die Großstädte herum siedeln sich oft mehrere kleinere Tierparks und Nutztiervereine an. Vor allem Schweine mögen die Beschäftigung, ihnen sei die Langeweile besonders anzumerken, klagte ein Betreiber einer solchen Einrichtung in der Freiburger Regionalpresse. Das Borstenvieh ist nun einmal eine sehr soziale Tierart. Aber auch Pferde, Ziegen, Schafe, Hühner und Hasen haben in Corona-Krisenzeiten sehr viel Ruhe. Das macht nicht nur die Schweine unruhig. Das heißt für die Mitarbeiter, die Tiere nicht nur zu versorgen, sondern auch kreativ mit ihnen zu werden, reiten und spazierengehen zum Beispiel. Ob das die Kinder ersetzen kann, das sei dahingestellt.

Um Insolvenzen bei Tierparks zu verhindern, sind Spenden und Patenschaften notwendig.

Die neue Situation wirft nicht nur Probleme mit der Langeweile im Tiergehege auf, es fehlen die notwendigen Einnahmen für die weiterlaufenden Futter- und Arbeitskosten. Das ist nur für die bekannten Zoos und Tierparks ein großes Problem, mit empfindlichen Verlusten wird gerechnet. Um Insolvenzen zu verhindern, sind die Bürger zu Spenden und Patenschaften aufgerufen – für die Tiere versteht sich. Und das betrifft nicht nur die Zoos im Dreiländereck Schweiz-Deutschland-Frankreich. Doch der fehlende Besucherandrang sorgt nicht nur in dieser Branche für enorme Einbußen – das geht jedem anderen Unternehmen mit Publikumsverkehr genauso. Die angekündigten Lockerungen der Corona-Auflagen sollen eine weitere Verschärfung der Problems verhindern – doch die Langeweile ist dabei noch das geringere Problem, denn diese ist schnell beseitigt.