© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/20 / 05. Juni 2020

Kabinenklatsch
Vereinsfinanzen auf dünnem Eis
Ronald Berthold

Corona hat den Sport gebeutelt. Wer hätte sich vorstellen können, daß einmal ein Gehaltsverzicht zur Pflicht wird, damit ein Verein überhaupt noch die Lizenz bekommt? Im Eishockey dürfen in der nächsten DEL-Saison nur noch Klubs spielen, die den Spielern richtig an die Taschen gehen. Sie müssen nachweisen, daß sie 25 Prozent Gehaltskosten einsparen. 

Einige Kufencracks könnten auf dünnem Eis einbrechen. Denn vielfach stehen die Zeichen nun auf Abschied. Krefeld hat sich bereits von seinen beiden Top-Scorern getrennt. Die Gehaltsobergrenze in der DEL, mit der der Fußball so gern als Lehre aus der Corona-Pause kokettiert, wird die Qualität der Mannschaften durcheinanderwirbeln. Aber den Vereinen sitzt die Angst vor der Insolvenz im Nacken.

Geisterspiele wären für die Eishockeyclubs ein Verlustgeschäft, da die Fernsehgelder fehlen.

Die Saison wurde schon im März komplett abgebrochen. Die lukrativen Playoffs um die Meisterschaft fielen aus und rissen riesige Löcher in die Kassen. Der Sport steht vor einem Neuanfang. Sollten Spiele mit Zuschauern verboten bleiben, könnte das Eishockey einen Totalschaden erleiden. Da wird auch das Einsparen beim Spieleretat wenig helfen. Anders als im Fußball sind Geisterspiele Verlustbringer. Denn es fehlen die Fernsehgelder.

Über die freuen sich die Fußballvereine aus der ersten und zweiten Bundesliga nun wieder. Wahrscheinlich können sie die Saison zu Ende spielen. Bei einigen setzt das neue Kräfte frei. Werder Bremen und Fortuna Düsseldorf holen auf. Andere Vereine, die sich schon sicher fühlten, kommen ohne Fans überhaupt nicht klar. Mainz und Union müssen plötzlich um den Klassenerhalt zittern.

Und auf Schalke droht eine Implosion. Elf Spiele ohne Sieg, alle vier Partien nach der Corona-Pause gingen verloren. Zudem haben sich die Gelsenkirchener in den vergangenen Jahren finanziell so übernommen, daß nun sogar die Pleite droht. Dieses Jahr kann der Klub wohl nicht mehr absteigen. In der nächsten Saison bewegen sich die Knappen aber auf ganz dünnem Eis. Denn bei den Gehältern müssen sie demnächst ähnlich stark geizen wie die Eishockey-Klubs.