© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/20 / 19. Juni 2020

Lobbyismus-Affäre um Philipp Amthor
Angestaubt und ausgelaugt
Jörg Kürschner

War es das für den konservativen CDU-Jungstar Philipp Amthor, der sich in den Fallstricken des Lobbyismus verhakt hat? Der „geile Typ“, als den ihn seine dubiosen Geschäftspartner in New York bezeichnet haben, muß jetzt den bodenständigen Pommern in Ueckermünde erklären, was es mit Direktorenposten, Aktienoptionen und Geschäftsreisen auf sich hat. Ob dem 27jährigen aus Merkels Landesverband wegen jugendlicher Unerfahrenheit verziehen wird? 

Sein etwas altkluges Auftreten spricht dagegen. Und sein trotziges „Ich bin nicht käuflich“ wird nicht reichen. Auf die Landes-CDU wirkt Amthors Lobby-Affäre wie eine kalte Ostsee-Dusche. Das Hochdruckgebiet, das Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD) im nächsten Jahr aus dem Amt treiben und die AfD klein halten sollte, hat sich über Nacht verzogen.

Die dunklen Wolken sind längst zur Bundes-CDU nach Berlin gezogen. Wen immer die Delegierten zum neuen Parteichef wählen, auf Friedrich Merz, Armin Laschet oder Norbert Röttgen wartet eine Herkulesaufgabe. Viele Landesverbände wie etwa in Thüringen liegen darnieder, die Zahl der CDU-Staatskanzleien ist übersichtlich. Die angestaubte Kanzlerpartei ist durch die bleiernen Merkel-Jahrzehnte personell und programmatisch ausgelaugt. Lediglich das coronabedingte Umfragehoch überdeckt derzeit noch diese Mißstände.