© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/20 / 19. Juni 2020

Meldungen

Proteste: Streit um Fahne der Landvolkbewegung 

Berlin. Erneut haben Bauern mit Protestaktionen in der Hauptstadt auf die prekäre Situation ihres Berufsstandes aufmerksam gemacht. Sie hielten unter anderem eine Mahnwache am Brandenburger Tor. Die Landwirte werfen der Politik vor allem vor, immer neue Auflagen und Restriktionen zu erlassen, mit denen ein auskömmliches Wirtschaften nicht mehr möglich sei. Organisiert wird diese „Berliner Woche“ vornehmlich von Bauern aus Schleswig-Holstein. Mit einer ähnlichen Aktion hatten Landwirte in Nordrhein-Westfalen Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) aufgefordert, in einen Dialog mit dem Berufsstand zu treten, anstatt ihm pauschal die Alleinschuld an Mißständen zu geben (JF 25/20). Ein Sprecher des Ministeriums betonte am Montag, dies sei „mitnichten der Fall“, der Bericht zur Lage der Natur zeichne „ein ganz differenziertes Bild“. Die Ministerin bleibe dialogbereit. Unterdessen hat eine Aktion schleswig-holsteinischer Bauern für Streit in den eigenen Reihen gesorgt. Vergangene Woche hatten sie mit 330 beleuchteten Traktoren auf einem Feld die Pflug-und-Schwert-Fahne der historischen Landvolkbewegung von 1929 nachgestellt. Nicht tolerierbar nannte dies der regionale Bauernverband, und auch die Gruppierung „Land schafft Verbindung“ distanzierte sich. „Diese Fahne hat keinerlei rechtsextremistischen Hintergrund“, betonte dagegen Landwirt Jann-Henning Dircks, einer der Organisatoren der Aktion. Aus der Politik kam heftige Kritik an der Verwendung des Symbols. „Wer noch einen Funken Anstand und Grips hat, distanziert sich von dieser üblen Aktion“, meinte der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Kieler Landtag, Ralf Stegner. Die Landvolkbewegung sei nationalistisch, völkisch und antisemitisch gewesen. Mit Unverständnis reagierten unterdessen „Die Freien Bauern“ auf die Kritik an der Fahne: „Das Landvolk war eine bäuerliche Protestbewegung, die sich nicht von den Nationalsozialisten vereinnahmen ließ“, argumentiert der Brandenburger Landwirt Reinhard Jung, Politikreferent des Verbands. (vo)