© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/20 / 19. Juni 2020

Geraubte Weiblichkeit
Trans-Feminismus: Um die britische Bestsellerautorin Joanne K. Rowling tobt ein Wutsturm
Birgit Kelle

Ist eine Transfrau eine echte „Bio-Frau“ oder nur eine „Fake-Frau“? Gerade eskaliert das Internet über die Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling, die sich erneut und deutlich von den Forderungen der Trans-Lobby abgrenzte und auf eine natürliche, biologische Frauendefinition beharrt.

In Folge distanzieren sich Kollegen, Politiker, gar die Organisation „UN Women“ oder auch Harry-Potter-Stars wie Daniel Radcliffe oder Emma Watson, die mit der Rolle der „Hermine“ zum Weltstar wurde. Schon im Dezember 2019 war Rowling erstmals angegriffen worden, nachdem sie sich demonstrativ an die Seite der Britin Maya Forstater gestellt hatte. Diese verlor damals vor Gericht ihren Arbeitsplatz als Steuerexpertin, da sie mehrfach darauf beharrte, es gäbe nur zwei Geschlechter. Der Vorwurf könnte in einer genderbewegten Gesellschaft nicht größer sein: Transphobie. Aktueller Auslöser der erneuten Eskalation war ein Scherz Rowlings darüber, daß Frauen jetzt „Menschen, die menstruieren“ genannt werden sollten, um andere Gender-Geschlechter nicht zu diskriminieren. 

In England ist es dank des sogenannten Gender Recognition Act aus dem Jahr 2004 bereits möglich, sein Geschlecht in Ausweispapieren zu ändern, ohne deswegen auch nur ein einziges psychologisches Gutachten vorweisen zu müssen, geschweige denn eine Hormontherapie oder gar eine geschlechtsumwandelnde Operation. Die reine Willenserklärung reicht. Es entspricht nahezu identisch dem, was die Grünen gerade erst Anfang Juni in Form eines neuen „Selbstbestimmungsgesetzes“ auch für Deutschland vorgeschlagen haben. Schöne neue Genderwelten, jetzt zeigen sie ihr böses Gesicht.

Kritikerinnen werden als „transphob“ angeprangert

Der derzeit größte Angriff auf die Frau bahnt sich nicht durch männliche Unterdrückung, sondern durch den Raub der Weiblichkeit seinen Weg. Gestohlen werden nicht Posten und Rechte, sondern die elementare Substanz und Identität. Es ist die logische Folge, wenn man Gender bis zum bitteren, praktischen Ende denkt und neuerdings jeder Frau sein darf, der sich selbst dazu erklärt. Männer beanspruchen jetzt Frau-sein und gar Muttersein, doch anstatt sich zu empören, macht der intersektionale Feminismus das, was er am besten kann: Er geht auf jene Frauen los, die nicht mitziehen, der Fachbegriff der Szene stigmatisiert sie als „TERF“. Die Abkürzung steht für „Trans-Exclusionary Radical Feminism“ (Radikaler alles außer Trans Feminismus) und soll jene als „transphob“ anprangern, die sich der Trans-Doktrin widersetzen. 

Wann ist eine Frau also eine Frau, wenn nach neuer Gender-Definition die Biologie nichts mehr über unser Geschlecht aussagen darf und Geschlecht der Selbstinszenierung des Einzelnen überlassen ist? Wenn DNA, Chromosomen, Biologie, Natur und wissenschaftliche Fakten sich dem gefühlten Geschlecht beugen sollen? Klar ist, dann wird Weiblichkeit zur Phrase. Es ist nahezu absurd, überhaupt noch von einer „Frauenbewegung“ zu sprechen, wenn das Frausein als natürliche Eigenschaft nicht nur verleugnet, sondern gar bekämpft wird. Wessen Rechte genau werden von der deutschen Verfassung geschützt, in der von der Gleichberechtigung von „Mann und Frau“ die Rede ist, wenn doch niemand mehr wagt, unumstößliche, angeborene Kriterien der Weiblichkeit überhaupt noch zu benennen, aus lauter Angst, sich eines surrealen, intoleranten Gedankendelikts oder einer „Phobie“ schuldig zu machen.

England dreht über das Thema derzeit völlig durch. Selbst Sadiq Khan, der muslimische Bürgermeister von London, plappert aus Anlaß der wochenlangen Festivitäten zum „LGBT-History-Month“ auf Twitter nach: „Trans Frauen sind Frauen. Trans Männer sind Männer. Nicht-binäre Menschen sind nicht-binär. Alle Genderidentitäten zählen“. Spannend wäre zu hören, was die Geistlichen seiner Religion davon halten.

Übergriffe von Transfrauen in Frauengefängnissen

Der digitale Glaubenskrieg über Transweiblichkeit fordert im analogen Leben harte Opfer bei jenen Frauen, die es biologisch und faktisch sind. In britischen Frauengefängnissen kommt es bereits zu sexuellen Übergriffen, weil sogenannte „Transfrauen“ samt ihres sehr intakten, aber offenbar „weiblichen Penis“ in Konsequenz das Recht haben, unter Frauen untergebracht zu sein. Es ist sicher ein Trost für die Vergewaltigungsopfer, daß sie nicht von einem Mann, sondern von einer Frau vergewaltigt wurden. Statistisch werden die Verbrechen der „weiblichen Penisse“ übrigens in der Frauenstatistik erfaßt, wie die Polizeibehörden zugeben mußten. Zumindest wissen wir jetzt eindeutig, was damit gemeint ist, wenn die Lobby der schwarzen Transfrauen, der „Black Trans Travel Fund“, bei Twitter belehrt, Transfrauen seien Frauen, „egal wie sie Sex praktizieren“. Und Transfrauen seien auch Frauen, „egal ob sie Weiblichkeit so performen“, wie wir es wollten. Die „Performance“ der „weiblichen Trans- Penisse“ beantwortet diese Frage jedenfalls deutlich und sie klagen sich gerade weltweit in Umkleidekabinen, in Frauenhäuser und Frauendomänen ein.

In Kanada überzog eine „Transfrau“ ein Dutzend verschiedene Frauen-Waxing-Studios mit Gerichtsverfahren, weil diese Frauen sich weigerten, „ihr“ den anatomisch männlichen Intimbereich zu enthaaren. Keine #metoo-Aktivistin wurde in British Columbia gesichtet, um jene Frauen zu verteidigen, denen der Arbeitsplatzverlust droht, wenn sie sich weigern, den Penis fremder Männer anzufassen.

In den USA wird derweil im Namen der Transrechte der weibliche Spitzensport beerdigt. In zahlreichen Staaten gilt die Eigendefinition von Geschlecht auch in Sport-Wettkämpfen. Seither räumen „Transmädchen“ die Titel ab, während die Biomädchen faktisch gegen Jungs sprinten müssen. Als die frühere Tennis-Ikone Martina Navratilova, selbst bekennende Lesbe, die Übernahme des Frauensports durch Transfrauen öffentlich kritisierte, mußte sie sich ebenfalls als „TERF“ und transphob beschimpfen lassen. 

Wenn Gendergerechtigkeit praktisch wird, gerät die Frau zum doppelten Opfer: Man ignoriert nicht nur ihre weibliche Natur, man spricht diese gar ohne faktische Grundlage Männern zu. Und Teile der feministischen Bewegung feiern ihren eigenen Untergang freudig mit.