© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/20 / 19. Juni 2020

Professoren entstammen meist Akademikerfamilien
Schwerer Aufstieg von Arbeiterkindern
(dg)

Rosa Maria Puca, Professorin für Pädagogische Psychologie an der Universität Osnabrück, macht ihre eigene Vita zum Forschungsgegenstand und läßt ihre Herkunft aus bildungsferner Gastarbeiterfamilie in ihre Studien über „Motivation“ einfließen, um das Selbstbewußtsein von Lehramtsstudenten mit ähnlichem Hintergrund zu stärken. Puca glaubt steigendes öffentliches Interesse an ihrem Thema wahrzunehmen, seitdem der französische Soziologe Didier Eribon in seinem Bestseller „Rückkehr nach Reims“ (2016) beschrieben habe, wie es sich anfühle, aus einer prekären Lebenswelt in die akademische aufzusteigen. Dies will auch Christina Möller (FH Dortmund) genau wissen, die über „Soziale Ungleichheit in der Professorenschaft“ arbeitet und darüber beim Elitenforscher Michael Hartmann promovierte (Deutsche Universitätszeitung, 5/2020). Kinder aus prekären Verhältnissen hätten weiterhin schlechtere akademische Startchancen als der „gutbürgerliche Nachwuchs“. Was eine Untersuchung Möllers von 2015 zu belegen scheint. Nur zehn Prozent der zwischen 2001 und 2010 in Nordrhein-Westfalen berufenen Professoren kämen aus einem „Arbeiterhaushalt“, während ein Großteil in einem „akademischen Elternhaus“ aufwuchs, im Studium mehr finanzielle Unterstützung erhielt und schnelleren Zugang zu informellen Netzwerken fand. 

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