© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/20 / 19. Juni 2020

Haltungsnote
Im Zeichen der aufgehenden Sonne
Gil Barkei

Wenn es nach der Freien Deutschen Jugend (FDJ) geht – ja, die gibt es immer noch –, werden bald Blauhemden durch Jena und Berlin marschieren. Denn zum 3. und 4. Juli laden die beratungsresistenten Kommunisten unter dem Motto „30 Jahre sind genug!“ an die Saale und vom 1. bis 3. Oktober an die Spree. „Revolution und Konterrevolution treffen sich schließlich immer einmal in der Hauptstadt“, heißt es dazu in einer „Erklärung des Kampagnenbüros“.

Wie so ein „Arbeiterjugend-Open-Air“ aussieht, zeigte die FDJ 2.0 bereits Anfang Juni in Zwickau, als etwa 50 zumeist westdeutsche Kinder und Jugendliche rote Banner und FDJ-Fahnen durch die Innenstadt trugen und Revolutionsaufrufe schmetterten. „Was ich weiß, ist, daß die DDR das bessere Deutschland war, denn sie war Garant für 40 Jahre Frieden (...) und für ein Gesundheitssystem, das bei weitem besser war, als das, was wir heute haben“, schwärmt Marlene Stanschus aus Bremen gegenüber dem MDR. 

Reaktionen aus dem DDR-erfahrenen Bürgerpublikum wie „Dir gehört links und rechts eine auf die Gusche gehauen, du hast doch gar keine Ahnung“ spenden Zuversicht, daß sich auch in Jena und Berlin die Begeisterung in Grenzen halten wird.