© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/20 / 19. Juni 2020

Kabinenklatsch
Geisterspiele zur Volkserziehung
Ronald Berthold

Irgendwie vergeht mir nun doch der Spaß an den Live-Übertragungen der Sportveranstaltungen. Ohne Zuschauer machen weder Basketball noch Fußball Spaß. Zumal das Ganze zumindest auf Sky immer mehr einem Mummenschanz gleicht, der mich darüber hinaus auch noch politisch belästigt. Aber dazu gleich mehr. Bleiben wir zunächst bei Corona: Obwohl Feldreporter und Spieler bei den Interviews nach dem Schlußpfiff zehn Meter auseinander stehen, trägt der Journalist eine Maske.

Auch der Kommentator setzt sich – sobald er vor und nach dem Spiel ins Bild kommt – pflichtschuldigst einen Mund-Nasenschutz auf. Ich kann mir schwer vorstellen, daß er das auch während der 90 Minuten tut. Wenn man in den leeren Stadien sonst kaum Geräusche hört, schärft sich die Wahrnehmung für die Stimme des Reporters. Ich bilde mir ein, sie hört sich nicht so gedämpft an, wie wenn die Kamera auf ihn gerichtet ist.

Sky legt alle paar 

Minuten einen „Black Lives Matter“-Balken über das Spielgeschehen.

Was bringt dieses Theater, wo alle Beteiligten mehrmals die Woche auf diese maßlos übertriebene Krankheit getestet werden und die Quote der noch Infizierten in Deutschland seit geraumer Zeit im 0,006-Prozent-Bereich liegt. Ach, was soll’s? An Zuschauer-Verarsche habe ich mich ja längst auf allen Kanälen gewöhnt. Und auf mich hört ja eh keiner …

Aber verschärfend kommt jetzt noch hinzu, daß Sky alle paar Minuten einen schwarzen Balken mit den Worten „Black Lives Matter“ einblendet und über das Spielgeschehen legt. Dem FC Bayern reichte nicht einmal das; er nutzte auch noch die leeren Tribünen und die Werbebanden für seine Botschaften gegen Rassismus. Spätestens jetzt wünschte ich mir die Fans sehnsüchtig zurück in die Stadien. Meinetwegen auch mit den bekloppten „Hurensohn“-Plakaten oder den „Fick dich, DFB“-Bannern.

Gesänge und Sprechchöre sind nicht nur stimmungsvoll, sie sind auch spontan. Die immer selben politischen Botschaften sind von langer Hand geplant und langweilen mich nur noch. Mir reicht’s: Geisterspiele zur Volkserziehung im Minutentakt zu mißbrauchen, geht mir gehörig auf den Geist.