© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/20 / 26. Juni 2020

CSU-Reaktionen auf polizeifeindlichen taz-Artikel
Laßt die Presse in Ruhe
Jörg Fischer

Frustriert über die sozialliberale Koalitionstreue giftete Franz Josef Strauß 1978 über den Außenminister: „Der Genscher ist eine armenische Mischung aus marokkanischem Teppichhändler, türkischem Rosinenhändler, griechischem Schiffsmakler und jüdischem Geldverleiher und ein Sachse.“ Der CSU-Chef wurde dafür nicht vor den Kadi gezerrt, er blaffte kräftig weiter gegen seine Gegner. Vier Jahre später koalierte die Union mit der FDP – heute knickt die CSU vor jedem noch so kleinen rot-grünen Shitstorm ein.

Zunächst hatte Generalsekretär Markus Blume alles gesagt, was zu einer alltäglichen Mainstream-Kolumne zu sagen ist: „Die häßliche Fratze der haßerfüllten Linken in Deutschland zeigt sich: In der taz sollen unsere Polizistinnen und Polizisten wie Abfall auf der Müllhalde entsorgt werden. Das ist schäbige und niederträchtige Hetze!“ Zwei Tage später sagte Blume „Entschuldigung“ für „die Form“ des CSU-Tweets. 

Innenminister Horst Seehofer macht es noch schlimmer: Via Bild kündigte der Innenminister eine Strafanzeige gegen die Hetzerin an, um das nun wieder zu relativieren. Der CSU-Ehrenvorsitzende sollte diesen Angriff auf die Pressefreiheit sein lassen, sondern sich lieber um die von Gewalttätern bedrohten Journalisten, Politiker, Gewerkschaftler, Feuerwehrmänner oder Sanitäter kümmern – und sich fest hinter alle Polizisten stellen, die es nicht nur mit Tweets zu tun haben.