© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/20 / 26. Juni 2020

Zeitschriftenkritik: Agenda
Konservative Theoriebildung
Thorsten Thaler

Gelassenheit ist nach Marie von Ebner-Eschenbach „eine anmutige Form des Selbstbewußtseins“. Mehr Unaufgeregtheit und Bedachtheit empfiehlt auch Wolfgang Fenske, Leiter der Berliner Bibliothek des Konservatismus. In seinem Editorial der Agenda, dem zweimonatlich erscheinenden Informationsbrief der Bibliothek, schreibt er, die unterschiedlichen Wahrnehmungen der gegenwärtigen Corona-Pandemie „bieten ein wahres Panoptikum mangelnder Gelassenheit. Da sind die, denen kein Aufwand zu hoch ist, sich oder Angehörige vor möglichen Risiken einer Infektion zu schützen. Ihnen gegenüber stehen jene, die schon geringste Einschränkungen ihrer Freiheitsrechte als unzumutbaren Übergriff des Staates empfinden. Im Tiefsten eint beide mehr, als sie sich je eingestehen würden: ein Mangel an Gelassenheit.“ Die aber sei, so Fenske, „das Gegenteil von Besessenheit. Und die Voraussetzung von Freiheit.“

In eine ähnliche Richtung weist bereits ein Editorial aus dem vorigen Herbst mit Blick auf die grassierende Klima-Hysterie. Seinerzeit notierte Fenske mahnend, der Konservative wisse um die Grenzen menschlicher Möglichkeiten und menschlichen Daseins. „Wer sie mißachtet, öffnet dem Totalitarismus Tür und Tür.“

In ihrem achtseitigen Informationsbrief unterrichtet die Bibliothek über Neuigkeiten aus ihrer Arbeit, gibt Einblicke in die Magazinbestände, berichtet über Veranstaltungen und stellt in Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt in kurzen Besprechungen vor. Zudem enthält jede Ausgabe ein Autorenporträt, in der aktuellen, 25. Jubiläumsnummer (Juni 2020) ist es der Schweizer Philosoph Martin Rhonheimer, ein katholischer Priester und emeritierter Universitätsprofessor für Ethik und politische Philosophie an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom. Zu seinen Veröffentlichungen zählen unter anderem Arbeiten zu Fragen der konservativen Theoriebildung in Anlehnung an das Buch „Das Dilemma des Konservatismus in Deutschland“ des Politikwissenschaftlers Martin Greiffenhagen. Danach sei sich der Konservatismus „nie hinreichend“ der Dimension des geistesgeschichtliches Bruchs der Aufklärung bewußt geworden und infolgedessen „stets von ihr abhängig geblieben“. Dabei sei es unabdingbar, „hinter die Aufklärung zurückzugehen und Fragen, die schon vor zweitausend Jahren aktuell waren, wieder zu stellen“. Nach Rhonheimer dürfe für den Konservativen nicht die Bewahrung von Traditionsbeständen im Vordergrund stehen, sondern „die Unterscheidung von richtigen und falschen, gesunden und ungesunden Beständen“.

In zurückliegenden Ausgaben der Agenda porträtiert wurden unter anderem der konservative Revolutionär Edgar Julius Jung, Armin Mohler, der britische Philosoph Roger Scruton, Karl Haushofer, Offizier und Doyen der Geopolitik, die liberalen Ökonomen Wilhelm Röpke und Friedrich August von Hayek, Hugo von Hofmannsthal und Karl Jaspers.

Kontakt: Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF), Fasanenstr. 4, 10623 Berlin, Telefon:  030 / 315 17 37 – 0

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