© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/20 / 26. Juni 2020

CD-Kritik: Neil Young – Homegrown
Blick zurück
Thorsten Thaler

Im fortgeschrittenen Lebensalter darf man schon mal ans Aufräumen denken, seine Hinterlassenschaft sortieren, Unerledigtes vollenden. Praktisch zeitgleich haben die beiden Musiklegenden Bob Dylan (79) und Neil Young (74), die vergangenen Sommer im Nowlan Park in Kilkenny, Irland, hintereinander Konzerte mit ihren Bands spielten und zum Abschluß erstmals wieder nach 25 Jahren für einen Song gemeinsam auf der Bühne standen, soeben neue Alben veröffentlicht. In beiden Fällen sind es Werke, die zurückblicken.

Neil Youngs „Homegrown“ sollte eigentlich Mitte der 1970er Jahre erscheinen, irgendwann nach „Harvest“, jenem Album mit dem Hit „Heart of Gold“, das bis heute sein erfolgreichstes ist. Die Platte war fertig produziert, doch dann überlegte es sich Neil Young anders. „Es war ein bißchen zu persönlich“, sagte er dem Musikmagazin Rolling Stone. Die meisten Stücke darauf handeln von seiner damals frisch zerbrochenen Beziehung zu der Schauspielerin Carrie Snodgress (1945–2004), mit der Neil Young einen Sohn hat.

„Homegrown“ siedelt musikalisch zwischen Folk, Blues und Country, mal rockig, mal melancholisch. Ohne Band spielt Neil Young die Stücke „Mexico“ und „Kansas“; zu den Titeln „Try“ und „Star of Bethlehem“ steuerte Country-Ikone Emmylou Harris Backgroundvocals bei.

Neil Young Homegrown Reprise Records (Warner) 2020  https://neilyoung-archives.com/