© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/20 / 03. Juli 2020

Tucker Carlson. Der konservative US-Fernsehmoderator gerät immer mehr unter Druck.
Last man standing
Björn Harms

US-Moderator Tucker Carlson steht unter schwerem Beschuß. Ob „Black Lives Matter“-Bewegung oder Mainstreammedien, die versammelte Linke in den USA ist sich einig: Dieser Typ muß endlich weg! Knapp ein Dutzend Werbetreibende haben sich auf öffentlichen Druck hin in den letzten Wochen aus seiner Sendung „Tucker Carlson Tonight“ des TV-Senders Fox News zurückgezogen.

Ihrem Erfolg tut das aber keinen Abbruch: Mit durchschnittlich über vier Millionen Zuschauern pro Abend ist der überzeugte Konservative derzeit der meistgesehene Moderator aller US-Sender. Warum aber steigen seine Einschaltquoten, wenn der 51jährige beim Establishment doch so verhaßt ist? Aus denselben Gründen: Unermüdlich erhebt er seine Stimme gegen die derzeit grassierende Gewaltwelle in den USA und scheut auch nicht, Roß und Reiter zu nennen. Seine Zuschauer warnt er vor dem linken Mob: „Wenn du Schwäche zeigst, werden sie dich zerstören.“ Carlson gilt als Stimme des kleinen Mannes, jener Kraft also, die Donald Trump ins Amt des Präsidenten wählte. 

Aufgewachsen in behüteten Verhältnissen in Rhode Island an der Ostküste, wo er mit 15 Jahren seine jetzige Frau kennenlernte, entschied sich der gebürtige Kalifornier nach seinem Geschichtsstudium frühzeitig, eine journalistische Laufbahn einzuschlagen. Zunächst schrieb er in den 1990er Jahren für renommierte Zeitschriften wie The New Yorker oder The New Republic, dann wechselte der Familienvater zum Fernsehen. 2005 übernahm Carlson die Sendung „Crossfire“ auf CNN, eine abendliche Diskussionsrunde. Damals war es noch möglich, im Establishment rechtskonservative Standpunkte zu vertreten. Doch dem linksliberalen CNN wurde es irgendwann zu bunt. Schließlich landete er im Mai 2009 bei Fox News. Seit November 2016 moderiert er seine Erfolgssendung „Tucker Carlson Tonight“. Dort besticht er durch markige, aber präzise politische Kommentare.

Carlsons Zorn richtet sich aber nicht nur gegen links. Wie es sich für einen „Last man standing“, einen letzten Aufrechten, gehört, legt er sich mit allen an: Kaum eine Woche vergeht, ohne daß er Trump oder das republikanische Establishment von rechts kritisiert. Aus dem libertären Millieu kommend, hat sich Carlson mit den Jahren zum Verfechter eines starken und sozialen Staates entwickelt. Ob illegale Migration oder Zensur durch die Big-Tech-Unternehmen: Die Zeit dränge, warnt er immer wieder. Entscheidend sei die Präsidentenwahl im November: Joe Biden nennt er das „perfekte Trojanische Pferd“ des linksradikalen Flügels der Demokraten. Zuletzt gab Carlson zerknirscht zu: „Derzeit können uns nur die Republikaner retten. Nicht, weil sie so tugendhaft wären. Nicht, weil sie es wollen – sie wollen es nicht –, sondern weil sie die einzige Oppositionspartei sind.“