© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/20 / 03. Juli 2020

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Gruppenausfahrt in die Ostprignitz, einen Landkreis im Nordwesten Brandenburgs. Bei einem Halt in Flecken Zechlin stoßen wir an der Ortskirche auf eine Gedenkstele für Gefallene der Deutschen Einigungskriege, des Deutsch-Dänischen Krieges (1864), des Deutschen Krieges (1866) und des Deutsch-Französischen Krieges (1870/71). Die Inschrift über den Namen lautet: „Mit Gott für König und Vaterland“. Die Devise geht auf Friedrich Wilhelm III. zurück, König von Preußen und Kurfürst von Brandenburg. Sie prangte als Losung auf Abzeichen der Landwehrsoldaten. Heutzutage, in Zeiten schamlosester Bilderstürmerei, ist man froh über jedes unbeschädigte und nicht beschmierte Zeugnis von Geschichtsbewußtsein.


Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis man dem frischgebackenen Liverpool-Meistertrainer Jürgen Klopp – wie vor ihm schon Bill Shankly und Robert „Bob“ Paisley, den Vätern der goldenen Ära des englischen Traditionsvereins in den Sechzigern bis Anfang der achtziger Jahre – an der Anfield Road eine lebensgroße Bronze-

skulptur errichtet. Zu Recht, verdient hat er es allemal.


In unmittelbarer Nähe zur Kirche in Flecken Zechlin steht auch das Wohn- und Sterbehaus des Malers Eduard Gaertner, dessen ältester Sohn Reinhold in dem Ort Amtsvorsteher war. Der Berliner Architektur- und Vedutenmaler verbrachte dort mit seiner Ehefrau Henriette ab 1870, langsam erblindend, seinen Lebensabend. Er starb sieben Jahre später und wurde auf dem Zechliner Friedhof beigesetzt. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Grab jedoch eingeebnet. Heute erinnert nur noch ein Gedenkstein auf dem Friedhof der nach Rheinsberg eingemeindeten Ortschaft und eine Tafel an seinem Haus („Wir wollen sein Andenken schützen und in Ehren halten“) an den für seine historischen Berliner Stadtansichten berühmten Künstler.


Trauernotiz: Die am 10. Juli erscheinende August-Ausgabe der Biker News wird die letzte sein.  Das kündigte jetzt die Redaktion an, nachdem der das Magazin („Checkpoint der Rocker“) herausgebende Huber-Verlag bereits Anfang Februar beim Amtsgericht Mannheim einen Insolvenzantrag gestellt hatte (Streifzüge vom 14. Februar 2020). Mit der Einstellung der Biker News bricht nicht nur eine vierzigjährige Heftgeschichte ab; es verschwindet auch die einzige Publikation, die für weite Teile der Rockerszene sowie all jene, die sich über sie jenseits der Lückenpresse informieren wollten, bedeutsam war. Schade!