© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/20 / 03. Juli 2020

DVD: Die Gräfin von Hongkong
Blinder Passagier
Werner Olles

Die russische Gräfin Natascha (Sophia Loren) schlägt sich in Hongkong als Prostituierte durch, nachdem ihre Familie von den Kommunisten aus Rußland vertrieben wurde. Eines Tages lernt sie den amerikanischen Diplomaten und Milliardärssohn Ogden Mears (Marlon Brando) kennen, der eine Begleitung für eine wichtige Party sucht. Natascha, die sehnsüchtig darauf wartet, nach Amerika mitgenommen zu werden, schleicht sich nach der Party, während

Mears noch betrunken ist, in dessen Schiffskabine. So will sie als blinder Passagier in die USA gelangen, um endlich ihr altes Leben hinter sich lassen zu können.

Ogden und sein Freund Harvey (Sidney Chaplin) haben indes alle Mühe, sie vor der Besatzung und der Einwanderungsbehörde zu verstecken. Zwar hat sich Mears längst in die schöne Russin verliebt, allerdings ist er noch mit seiner Frau Martha (Tippi Hedren) verheiratet, die auf Hawaii auf ihn wartet. In den USA angekommen, muß sich der Diplomat endgültig entscheiden, mit welcher Frau er zukünftig zusammenleben will …

Charles Chaplin drehte „Die Gräfin von Hongkong“ (1967) als romantische Komödie, für die er auch das Drehbuch schrieb und die Musik komponierte. Es war sein letzter Film und zugleich sein einziger Farbfilm. Er hat eine kleine Rolle als alter Schiffssteward, und seine Töchter Geraldine, Victoria und Josephine absolvieren ebenfalls Cameo-Auftritte. Der Film war eine kommerzielle Enttäuschung und erhielt auch eher negative Kritiken, was an dem langatmigen Drehbuch lag, vor allem aber an den nicht zu übersehenden Streitigkeiten zwischen Chaplin und Brando. Während Brando gern improvisierte, bestand Chaplin als Regisseur auf der exakten Ausführung seiner Anweisungen.

So bleibt die Geschichte eines Diplomaten, der sich in eine Exil-Russin verliebt, ein Alterswerk über verlorene Illusionen, in dem eigentlich außer Sophia Lorens Anmut nur Chaplins Musik überzeugt. Das von ihm geschriebene Lied „This Is My Song“ wurde in der Version von Petula Clark ein Welterfolg. „Die Gäfin von Hongkong“ ist eine wehmutsvolle Kolportagestory, unverzichtbar für Chaplin- und Loren-Fans, die aber allenfalls streckenweise um psychologische Glaubwürdigkeit bemüht ist.

Blu-ray: Die Gräfin von Hongkong. KochMedia 2020, Laufzeit ca. 118 Minuten